Das, das ist der Tageslauf    

Ref.: Das, das ist der Tageslauf,
die allerbeste Zeit geht drauf.
Eh ich mich so recht besinn,
ist mein Leben schon dahin.

1) Um sechse ist's, o Schreck und Ach,
der Wecker rasselt, welch ein Krach.
Man reißt mich grausam aus dem Traum,
noch so müde, geschlafen kaum.
Schnell wäscht man sich die Haupttapete,
es ist schon reichlich späte.
Bei heißer Radiomusik,
Klamotten an - Stehfrühstück.
Dann stürze ich mit Sturmgebraus
aus dem Haus, aus dem Haus,
Besteige dann, noch halb im Tran,
die vollbesetzte Straßenbahn.
Man wird gequetscht, ach welche Wonne,
grad wie in einer Heringstonne.

2) Um sieben pünktlich steh ich schon
mitten in der Produktion,
oder drücke die Schulbank.
Vom vielen Sitzen schon ganz krank.
Drehen, Stanzen, Ringparabel,
Mathematik, Lateinvokabel.
Zu Haus indessen wird gescheuert,
die Reinlichkeit wird flugs erneuert.

3) Ein Uhr mittags hungert mich,
's Essen wartet - ran an Tisch.
Genieße meine Kohlroulade,
schon vertilgt, ach wie schade!
Damit wir was zu tun haben,
Schulaufgaben, Schulaufgaben.
So ich meinen Schädel schinde,
die Feder kratzt, es fließt die Tinte.
Spaten, Rechen auf mich warten,
Schrebergarten, Schrebergarten!
Und 'ne Stunde Sport,
Stubenhocken, das ist Mord.
Mittelstürmer ran und vor,
rin ins Tor, rin ins Tor!

4) Neunzehn Uhr, hätts bald vergessen,
Abendessen, Abendessen.
Schnittlauch, Bockbier und Tomaten,
Vollkornbrot - Schweinebraten.
Schnellstens ich mich informierte
in der neuen Illustrierten.
Dann aus dem Schrank den Sonntagsfrack,
ins Wunschkonzert mit Erna Sack.
Schwester eilt mit Petticoat
ins Kino, ins Kino.
Lohengrin gibts. "Ins Theater!"
ruft der Vater, geht der Vater.
Mutter will nicht ausgehen,
Fernsehen, Fernsehen.

5) Ach,'s ist ein Kulturerguß,
ich bin müde, nun macht Schluss.
Heimwegs lockt dann noch 'ne Kneipe,
ich geh rin zum Zeitvertreibe.
Sehr schwer mich die Füße tragen
und das Bier schwappt im Magen.
Zu Hause steigen ich und alle
herzhaft gähnend in die Falle.
Es fallen mir die Augen zu
endlich Ruh, endlich Ruh!
Doch ich denke schon mit Schrecken
an das Wecken, an das Wecken.