Darf ich mit andern Frommen zum Tisch des Heilands kommen    

1) Darf ich mit andern Frommen
zum Tisch des Heilands kommen?
Geht mich der Ruf auch an?
Ja, Jesus, deine Liebe,
die dich zum Sterben triebe,
ists, die ihn auch an mich getan.

2) Allein ich muss mich schämen,
und billig äußerst grämen,
weil alles mich verklagt.
Mich ängstet mein Gewissen,
da ich den Bund zerrissen,
den ich so heilig zugesagt.

3) Statt, dass ich sollte meiden,
was mich und dich konnt' scheiden,
der Laster schnöde Lust.
Stattdessen trieb ich Sünde,
gleich dem verlornen Kinde,
als hätt ich nichts vom Bund gewusst.

4) Ich mocht' von dir nichts wissen,
ich war vielmehr beflissen,
ein eitler Mensch zu sein.
Noch bin ich voller Tücke,
ich liebe noch die Stricke,
die Sündensklaven sind gemein.

5) Wie? Sollt ich Sünder kommen?
Würd ich denn angenommen?
Ich bin es nimmer wert.
Doch da ich schon gespüret,
dass mich dein Geist gerühret,
so mach mich, Jesu, ganz bekehrt.

6) Das Sakrament ist wichtig,
mach du mich dazu tüchtig
in deiner Unschuld Kleid.
Gib, dass ich mich drein hülle,
je mehr ich Elend fühle,
dann habe ich Gerechtigkeit.

7) O, dass ichs doch bedächte,
dass keine Selbestgerechte
bei dir die Gäste sein.
Nein, die fest an dich gläuben,
die arm im Geiste bleiben,
die können sich der Gnade freun.

8) Ach, ich bin nur zu flüchtig!
Oft wird mir alles nichtig
in einem Augenblick.
Was ich sollt' eifrigst fassen,
das kann ich fahren lassen,
und falle wieder ganz zurück.

9) Ich kann mir gar nicht trauen!
So wenig darf ich bauen
auf meine Besserung.
Drum darf ich mich kaum nahen,
dein Mahl, Herr zu empfahen,
doch hoff ich von dir Förderung.

Text:
Melodie: O Welt, sieh hier dein Leben