Christum lieben ist besser    

1) Ohn Eins ist alles nichts, was etwas ist und heißt,
so viel der Sternenzelt in seinem Zirk' umschleußt.
Dies Eins ist überall, in allem doch beschlossen.
Stets seine, ganz und frei, in alles doch gegossen,

2) Ein lebensvoller Geist, sein Absein ist der Tod.
Wer ohne dieses ist, ist niemals ohne Not.
Was bin ich doch bemüht um alles zu erlernen,
was nahe bei uns ist und was uns kömmt von fernen?

3) Was hier und da und dort und überall geschieht,
danach ein geizigs Aug' aus Herzenshunger sieht?
Könnt' ich ein' jede Kunst, wär' aller Reichtum meine,
hätt' ich der Ehren Thron zu eigen ganz alleine.

4) Ging' alles mir nach Lust und wüsst' ich keine Zeit,
die mich von Jugend auf nicht herzlich hätt' erfreut,
ja wüsst ich, (welches doch noch keinem ist gegeben,)
dass ich auch keinen Tod auf Erden sollt' erleben,

5) Mein Name reichte hin bis in die neue Welt,
an mir wär' alles das, was man für Alles hält,
ganz alles hätt' ich ganz: was wäre dieses Alles?
Ein Alles auf den Schein, ein Konterfei des Schalles,

6) Des Schatten leiblichs Bild, Verblendung des Gesichts,
ein Schlauch an Leere voll, mit einem Worte: nichts.
O alles über All! O mehr als alles alles,
vor allem allzeit da, ein Aufstand alles Falles,

7) Nach allem stets wie vor, ein Einzler an der Zahl,
doch über alle Zahl und Zeiten allzumal,
für dem der schärfste Witz ist Aberwitz zu nennen,
du aller Schätze Schatz, den nur die Seelen kennen,

8) Für dem die Ehre Schmach, die Wollust Unlust heißt,
ein geistgestalter Mensch, ein menschgestalter Geist,
o Menschgott, Heiland, Heil, dem alle Dinge geben
in allem allen Preis, du alles Lebens Leben

9) Und alles Todes Tod, du bist es, Jesu, du,
ohn dem nichts alles ist und minder noch dazu.
Ach alles, lass mein Nichts dir darum doch gefallen,
dieweil es nichts will ein in andern Sachen allen,
gib, alles, mir, dem nichts, in allem Rat und Tat,
so hab' und kann ich mehr, als alles kann und hat!

Text:
Melodie: Unbekannt