Christenvolk, ach, sei erwecket    

1) Christenvolk, ach, sei erwecket,
höre, was dich Jesus lehrt,
wo der große Fehler stecket,
der des Wortes Wirkung stört,
dass dich's nicht besamen kann.
Land, Land, Land, ach denke dran.
Völklein, nimm es ein und werde
deinem Herrn zur guten Erde.

2) Mancher hat umsonst gepflüget
und sein Feld umsonst besät.
Frägest du, woran es lieget:
So kam er vielleicht zu spät,
seinen Samen auszustreuen
und sein Acker war nicht rein.
Es muss an dem Samen liegen,
oder auch das Land nicht tügen.

3) Siehe, d u bist Gottes Acker.
Jesus selbst, als Säemann,
ist zu deiner Wartung wacker,
und sein Antlitz blickt dich an,
in der reichen Saat des Worts,
das man predigt deines Orts.
Du gestehest zweifelsohne,
dass es reichlich bei dir wohne.

4) Ist's nicht wahr? Dein Seelenhüter,
er, dein Jesus, schlummert nicht.
Seine Heils- und Gnadengüter,
deine Glaub- und Lebens-Pflicht,
machet er dir fort und fort
offenbar durch Geist und Wort.
Er, als Sonne, strahlt dir Segen
und dir trieft sein Gnadenregen.

5) Merkst du nun nicht deinen Jammer,
fühlst du dich nicht hart und kalt,
da auch des Gesetzes Hammer
fruchtlos oft vom Herzen prallt?
Du, ach, du hast alle Schuld,
wenn des Mittlers teure Huld
deine Seele nicht belebet.
Denn du hast ihr widerstrebet.

6) Ach, du bist in vielen Seelen
solch ein Land, das nimmer grünt,
dem der Same leicht zu stehlen,
weil es nur zum Wege dient.
Weil dein Herz verhärtet ist,
merkst du nicht des Satans List,
hörst das Wort ganz ohne Regung,
fühlest keine Bußbewegung.

7) Oft verbergen grüne Soden
einen Fels und harten Stein.
Und in solchem falschen Boden
welkt die Saat vom Sonnenschein.
Manches Herz ist von der Art,
oben weich und unten hart.
Wie kann da das Wort bekleiben,
oder rechte Wurzeln treiben?

8) O, wie manche flücht'ge Rührung
ist verschwunden und erstickt,
ehe noch die Gnadenführung
heiße Trübsalstage schickt!
Oftmals ist der Ansatz gut,
doch zum Nachsatz fehlt der Mut.
Wenn das Schicksal nicht mehr schmeichelt,
spürt man, dass das Herz geheuchelt.

9) Manches Erdreich ist verwildert,
wo nur Dorn und Distel grünt.
Herz, hier bist du abgeschildert,
das dem eitlen Mammon dient.
Sorgen, Reichtum, Lust der Welt
sind die Dornen, die dein Feld
statt erwünschter Früchte schmücken
und die gute Saat ersticken.

10) O, wie wenig sind der Frommen,
die, - dem guten Lande gleich -
zum Gehör des Wortes kommen
arm an Geist, an Sehnsucht reich,
die ihr feines, gutes Herz
kräftig ziehet himmelwärts,
die in gut' und bösen Tagen
gute Frucht im Wandel tragen.

11) Jesu, allerhöchster Lehrer!
Mache durch den Heilgen Geist
mich zu einem solchen Hörer,
der dem Wort Gehorsam leist't!
Zähle mich, mein Freudenlicht,
zu der vierten kleinen Schicht
derer, welche standhaft ringen,
Früchte in Geduld zu bringen!

Text:
Melodie: Freu dich sehr, o meine Seele