1) Brauner Abend, sei willkommen,
weil die Sonne geht zur Ruh'
und ihr Licht uns ist benommen,
alles schließt die Augen zu.
Schwarze Schatten sich jetzt gatten
bei der Täler Blumenmatten.
2) Es beginnet sehr zu nachten,
Gott zieht einen Vorhang für.
Nichts ist scheinbars zu betrachten
als der Sterne Silberzier.
Wie sie stehen, sich zu drehen
und jetzt ihren Glanz aussäen.
3) Doch wenn ich recht überdenke,
was mein Gott mir Guts getan
und die Augen weiter lenke
nach des Schöpfers Segensbahn.
So erkenn ich, dass sein Hand mich
hat versorget allzu gütig.
4) Wo Er mich nicht hätt' erhalten,
wär es längst um mich getan.
Dürften Welt und Satan walten,
fiel mich manches Unglück an,
dass auch blieben meine Lieben
macht, weil Gott die Not vertrieben.
5) Jetzt sollt' ich ein Lämmlein schlachten,
weil es Abend worden ist.
Aber du pflegst mehr zu achten,
auf die Buß' ohn' Heuchellist.
Drum ich bringe solche Dinge
dir zum Opfer, da ich singe.
6) Lass hierauf mich ruhig schlafen,
bis die güldne Morgenröt'
anbricht, deinen lieben Schafen
und der Hahn die Wache kräht.
Meine Sünden mache schwinden,
dass sie weiter nicht zu finden.
7) Wollte mich ein Traum erschrecken,
so versüße meinen Schlaf!
Lasse deinen Schild mich decken!
Niemand von den Meinen straf!
Schütze alle vor dem Falle,
so lob ich dich, Herr, mit Schalle.
8) Müsste sich denn etwa enden
diese Nacht, meins Lebens Lauf?
Ach, so nimm zu deinen Händen
meine arme Seele auf!
Führ sie eilig und getreulich
hin, wo man singt immer 'Heilig!'
9) Nun leg ich bald alle Sorgen
hin, wo meine Kleider sind.
Leb ich noch bis an den Morgen?
So hilf ferner deinem Kind!
Ach, umgibe mich mit Liebe,
dass mein Herze nichts betrübe.
10) Gute Nacht, ihr meine Freunde!
Gute Nacht! Gott segne euch!
Gute Nacht, auch meine Feinde!
Jeder denk an seine Leich!
schlaft, ihr Müden heut im Frieden.
Gute Nacht, es sei geschieden!