Brauchst du einen Freund, wohl brauchst du einen    

1) Brauchst du einen Freund, wohl brauchst du einen
suchtest hier und dort und fandest keinen,
der der Seele tiefste Sehnsucht stillt,
der die Hand zu ew'ger Treue bietet,
der dich schwaches Kind bewacht, behütet,
der die Brust mit süßem Frieden füllt.

2) Mancher kam im Sturme dich zu schützen,
wenn du sankst dich liebevoll zu stützen,
doch er wandte dann hinweg den Schritt,
oder durftest du ihn treu umfassen,
kam der Tod und hieß den Freund erblassen,
bliebst in Tränen einsam, zogst nicht mit.

3) Liebes Herz, komm, willst du mich begleiten?
Möchte dich zu einem Freunde leiten,
der so unaussprechlich treu und hold.
Wüsste nichts der Liebe zu vergleichen,
siehe meinen Herrn, den ewig reichen,
prüfe seiner Treue laut'res Gold.

4) Bin wie du zu suchen einst gegangen,
Sehnsuchtstränen flossen von den Wangen,
fand hienieden Täuschung, Schwachheit, Qual.
Sieh da sah ich hoch das Kreuz errichtet,
auf nach Golgatha bin ich geflüchtet
aus dem schattenkalten Tränental.

5) Ach, was hat mein Auge hier gesehen
auf den gottgeweihten Marterhöhen?
Jesus Christus, er, das Heil der Welt,
blickt mich an; mit ausgespannten Armen,
auf den Lippen ewiges Erbarmen,
hing er, zwischen Mörder hingestellt.

6) Scharfe Dornen um die Stirn gebunden,
blutend aus den purpurroten Wunden,
ging für mich mein Jesus in den Tod.
O, da sank ich zu des Kreuzes Fuße,
schwörend ihm in tränenreicher Buße
ew'ge Treue, was der Feind auch bot.

7) Als er so vernahm mein schwaches Lieben,
hat er sich zu eigen mir verschrieben,
kam und hielt das Ostermahl mit mir;
zog ins Herz, es Herrlich zu begnaden,
führte mich auf allen dunklen Pfaden,
wachte Tag und Nacht vor meiner Tür.

8) Hab ich Leid, ich darf's ihm kindlich klagen,
hab ich Lust, ihm darf ich alles sagen,
alles teilt und weiht so still mein Freund.
Alles wird verklärt von seinem Lichte; -
wie der Glanz von seinem Angesichte
warm und helle doch in's Herze scheint!

9) Komm doch, der du lange irrgegangen,
komm, dein Heiland wartet mit Verlangen;
bist du schwach, er trägt dich selbst, dein Hirt.
Komm, ob Menschenherzen auch erkalten,
eile meines Freundes Hand zu halten,
die in's Vaterhaus dich führen wird.

Text:
Melodie: Unbekannt