Bereite dich, o liebste Seel    

1) Bereite dich, o liebste Seel',
ein helles Licht zu schauen,
worauf in dieser Lebenshöhl
ein Christ darf kühnlich bauen.
Denn wer dies Licht nimmt wohl in Acht,
dem wird auch in der finstren Nacht
vor keinem Unfall grauen.

2) Dies helle Licht heißt Jesus Christ,
von Himmel her gegeben,
der uns zum Lehrer worden ist,
dass unser Tun und Leben
nach ihm allein gerichtet sei,
auch wir ohn' Arg und Heuchelei
an ihm beständig kleben.

3) Wer Christo nicht folgt offenbar,
der muss im Dunkeln bleiben,
er bringt sich selber in Gefahr,
die kaum zu untertreiben.
Ein solcher wird ja leider nicht
dem allerschönsten Seelenlicht
sich gläubig einverleiben.

4) Da stellt uns Gott, der Vater, nun,
sein liebstes Kind vor Augen,
das lehrt uns solche Werke tun,
die vor der Welt auch taugen.
So lasst uns geben ihm die Ehr',
auch bloß aus seiner Brust die Lehr'
und heiligs Leben saugen.

5) Vor diesem Spiegel will ich stehn,
auf dass ich noch auf Erden,
in dem ich seinen Glanz kann sehn,
ganz mög' erneuert werden.
Dies Bild weiß nichts von Adams Art,
die sich im Fleisch sonst offenbart
mit Worten und Gebärden.(b)

6) Es ist doch unser Fleisch und Blut
mit Sünden hart beschweret,
als Geiz, Neid, Unzucht, Übermut
und was dies Gift ernähret:
des Satans böslich' Eigenschaft,
dies alles ist von solcher Kraft,
dass es, was gut, verzehret,

7) Dies schrecklichs Übel könnt' allein
Gott selber von uns nehmen.
Drum musst' er wahrer Mensch auch sein,
dies Ungeheu'r zu zähmen,
und das um unsertwillen nur,
dass sich sein' arme Kreatur
nicht ewig müsste schämen.

8) So sind wir ja vereinigt nun
mit Gott, nach seinem Willen,
was Christus uns gelehrt, zu tun,
der alles muss erfüllen,
was uns so gar unmöglich war,
sein Blut könnt' einzig die Gefahr
und Glut der Höllen stillen.

9) Da wirkt nun Christus alles das
in uns, was gut zu nennen,
da lernen wir ohn' Unterlass
auch Christus Sinn erkennen.
Ja, Christi Wort ist unser Wort,
es kann nicht Freund, noch Feind hinfort
von seiner Lieb' uns trennen.

10) O süßes Leben, welches ist
allein in Jesu Leben!
Da bleibt alsdenn ein wahrer Christ
auch bloß an Jesu kleben.
Denn Jesus Sanftmut und Geduld
wird ihm durch Jesus Lieb' und Huld
auch reichlich mitgegeben.

11) Ach, war nicht Christi Leben voll
leid, Armut, Hohn und Schmerzen,
das gleichwohl den nicht schrecken soll
der Christum liebt von Herzen.
Der alte Mensch will prächtig sein,
der neue spricht: ach nein, ach nein,
hier gilt nicht Lust noch Scherzen.

12) Dir folg' ich, Herr, mit Freudigkeit,
zu gehn auf deinen Wegen.
Daran ist mir in dieser Zeit
zum höchsten ja gelegen.
Ich leb' in dir, du lebst in mir,
wohlan, drauf bleib' ich für und für,
o Gott, im Fried' und Segen.

Text:
Melodie: Such, wer da will, ein ander Ziel