Beleb, o Gott der Liebe, in mir die edlen Triebe    

1) Beleb, o Gott der Liebe,
in mir die edlen Triebe,
mich fremden Glücks zu freun.
Und fern von meinem Herzen
lass bei des Nächsten Schmerzen
der Schadenfreude Regung sein.

2) Der Brüder Wohlergehen
gern und mit Freuden sehen,
gefällt ja dir, o Gott!
Durch schadenfrohes Lachen
dem Nächsten Kränkung machen,
ist frevelhafter Hohn und Spott.

3) Wer sich des Guten freuet,
was deine Huld verleihet,
er find' es, wo es sei,
der ist, nach deinem Bilde,
barmherzig, gütig, milde
und seiner Christenpflicht getreu.

4) Ein Herz, versucht vom Neide,
verschließet sich der Freude
an andrer Wohlergehn.
O, welche mächt'ge Triebe
sind Stolz und Eigenliebe,
zum Glück des Nächsten scheel zu sehn.

5) Hilf, Herr, sie mir bekämpfen,
und jede Regung dämpfen,
die ihn zum Neide führt.
Dann wird mir dieses Laster
mit jedem Tag verhasster,
wenn mich, o Gott, dein Geist regiert.

6) Dein sind, o Herr, die Gaben,
die ich und andre haben.
Mit Weisheit hältst du Haus,
und teilest unter allen,
nach freiem Wohlgefallen,
die Güter deines Hauses aus!

Text:
Melodie: In allen meinen Taten lass ich den Höchsten raten