Barmherziger, sieh meinen Jammer an    

1) Barmherziger, sieh meinen Jammer an,
den ich nur dir, o, dir nur, klagen kann!
Mir strömt das Licht aus deiner Freudenfülle,
indes ich mich in Nacht und Dunkel hülle!

2) Denn, o, mich quält die Unzufriedenheit!
Sie, sie raubt mir das Glück der Lebenszeit.
Du schenktest mir so viele Freudentage,
und ich seh hin zum Glücklichern, - und klage.

3) Rügt'st du die Schuld, hörtst du der Torheit Flehn:
so müsste mir's nach meinen Wünschen gehn.
Und weh mir dann! Mir soll das Ew'ge werden, -
und ich empfing ein kleines Gut auf Erden.

4) Die Selbstsucht ist's, was mich mit Blindheit schlägt,
mich Armen, der sich mit dem Irrtum trägt,
du könntest mir viel Großes anvertrauen.
Lass doch, o Herr, mich meinen Unwert schauen!

5) Beherrscht mich einst die reine Demut ganz,
seh ich nie mehr auf fremder Größe Glanz.
Wird meine Dankbarkeit und Liebe mein Empfinden:
dann wirst du mich von dieser Last entbinden.

6) Nur, ach, ich geh so schnell zum Grabe hin!
O, da ich dir durch Jesum teuer bin,
so gib mir bald, bei dem, was mir beschieden,
das Köstlichste: des Herzens süßen Frieden.

7) Die Zukunft liegt in tiefer Finsternis,
und meine Zeit, o, sie ist ungewiss!
Ach, dass doch dies, was sonst so sehr mich schreckte,
von nun an mich zur Heiligung erweckte!

Text:
Melodie: Unbekannt