Aus Tausenden sollt ihr den Freund erkennen    

1) Aus Tausenden sollt ihr den Freund erkennen!
Wer ihm geschaut ins Angesicht,
dem muss sein Bild im Herze brennen, –
doch arme Worte künden's nicht!
Eins sag' ich nur, denn eines ist nur not:
mein Freund, mein Freund ist weiß und rot!

2) Weiß ist mein Freund – Vor ihm, dem Fleckenlosen,
erblindet aller Sonnen Glanz.
Mein Freund ist rot – Die Dornen bringen Rosen
und hüllen ihn in Purpur ganz.
Ich schaue meines Freundes Rot und Weiß
und habe nichts als Reu' und Preis.

3) Mein Freund ist weiß – Er wandelte auf Erden,
erfüllend jegliches Gebot.
Gehorsam bis zum Tode musst' er werden,
zum Tod am Kreuz – Mein Freund ist rot!
Rot ist mein Freund, mir gilt sein teures Blut,
weiß ist er, siegend mir zu gut.

4) Mein Freund ist rot – Ich seh' im Staub ihn liegen
und bebe, blutig wird sein Schweiß.
Doch glorreich ist er seinem Grab entstiegen,
ich jauchze laut – Mein Freund ist weiß!
Weiß ist er, dass mich lauter Wonne tränkt,
wenn in sein Rot mein Geist sich senkt.

5) Weiß nicht, noch rot begehr' ich ihn zu schauen,
nein rot und weiß zu aller Zeit.
Das wunde Herz, sein Rot soll es betauen,
sein Weiß es stärke mich zum Streit.
Ob Sünde mir, ob Tod, ob Teufel droht:
mein Freund, mein Freund ist weiß und rot.

Text:
Melodie: Unbekannt
Bibelstelle: Hohelied 5,10