1) Aus meines Königs Kammer,
als meines Königs Braut,
bin ich hervorgetreten
und habe mich beschaut.
2) Und habe mich befunden
schwarz von Gesicht und Hand.
Mein König, meine Sonne,
hat also mich verbrannt.
3) Denn all mein eignes Leben
in dieser Sonne Licht,
mein Wollen und Verlangen,
ist schwarz von Angesicht.
4) Und was ich tu' und treibe
geschieht mit schwarzer Hand.
Den Wandel meiner Füße
hab' ich für schwarz erkannt.
5) Ihr Töchter meiner Mutter,
schwarz bin ich ganz und gar!
Und dennoch Braut des Königs,
das ist gewisslich wahr!
6) Und dennoch schön und lieblich,
zur Hochzeit reich geschmückt,
dass sich an meiner Schöne
mein Bräutigam erquickt.
7) Er hat vor mich bereitet
ein wunderbares Kleid,
mit viel Geschrei und Tränen
im heißen blut'gen Streit.
8) Das ist der Rock des Heiles,
in den hüll' ich mich ein –
er hält mich ganz umfangen
und macht mich hell und rein,
9) Dass nichts an mir zu sehen
von meiner schwarzen Haut.
Und ich ganz lieblich scheine,
als eines Königs Braut.
10) Schwarz bin ich in mir selber
und arm und nackt und bloß.
Doch lieblich in der Gnade
und Herrlich, reich und groß.
11) Schwarz bin ich! schwarz geboren,
doch weiß im Gnadenstand!
Weiß bin ich erst geworden,
als ich mich schwarz befand.
12) Schwarz ist vor Gott verdammet.
Denn Gottes Kleid ist Licht.
Weiß kann ich mich nicht nennen!
Schwarz lässt mein Herr mich nicht.
13) Schwarz macht mich alle Abend
des Tages Sündenschuld.
Weiß wäscht mich jeden Morgen
mein Herr mit viel Geduld.
14) Wenn ich mich schwarz erkenne,
gefall' ich meinem Freund,
je schwärzer ich mir scheine,
je lieber er es meint.
15) Je schwärzer meine Farbe,
je weißer glänzt sein Kleid.
Vom Haupte bis zur Sohle
deckt mich Gerechtigkeit.
16) Ihr Töchter meiner Mutter,
schwarz bin ich, das ist wahr!
Doch Braut des ew'gen Königs
und lieblich ganz und gar.