Auf, Zions Tochter, auf, lass deine Lieder hören    

1) Auf, Zions Tochter, auf,
lass deine Lieder hören
und wirf die Traurigkeit
in ein geschwärztes Grab,
der wahre Freudenbrunn'
steigt von dem Thron der Ehren
in das betränte Tal
der Sterblichkeit herab.
Lass alle Bänglichkeit
und blasse Furcht verschwinden.
Jetzt sollst du Fröhlichkeit
und süße Lust empfinden.

2) Hier will kein Cherubsschwert
dein blödes Auge blenden,
kein Engel ist, der hier
wie in Ägypten würgt,
Gott will dir kein Gesetz
mit Blitz und Donner senden.
Dein Jesus ist's, der sich
für deine Schuld verbürgt.
Der Bundes-Engel kommt,
die frohe Post zu bringen,
er solle nur der Welt
von Glück und Frieden singen.

3) Ein Bote aus der Zahl,
die vor dem Höchsten stehen,
ein Freudenbote zeigt
des Heilands Ankunft an.
Er heißt die Furcht zuerst
aus allen Gliedern gehen,
dass Freude so viel mehr
den Platz beziehen kann.
Er rufet dir und mir
nachdrücklich in die Ohren:
o Seele, freue dich,
dein Mittler ist geboren.

4) Soll ich die Breite dir
von dieser Freude sagen,
sie ist der ganzen Welt
und allem Volk gemein.
Wird dein ergötzter Mund
nach deren Länge fragen,
so lang die Sonne steht
wird sie beständig sein.
Denkst du der Höhe nach,
so wird dein Geist verspüren,
sie könne auch die Luft,
den Himmel selbst berühren.

5) Willst du die Tiefe auch
von dieser Freude wissen,
o, so verstummet hier
des größten Redners Mund!
Der Engel Munterkeit
ist lüstern und beflissen
dieselbe einzusehn.
Doch können sie den Grund
von dem Geheimnis nicht
nach ihrem Wunsche finden,
ihr schärfstes Grübeln mag
die Tiefe nicht ergründen.

6) Willkommen, Weibesfrucht!
gebenedeiter Samen!
Der alten Schlangen Kopf
bebt schon vor deinem Fuß,
dein Zion ist erfreut
und jauchzt in deinem Namen,
weil ihrer Feinde Macht
dir unterliegen muss.
Willkommen, Davidszweig!
dein Holz gibt Lebenskräfte
und deiner Blätter Grün
vergnügte Kühlungssäfte.

7) Willkommen, süßer Tau,
der von des Himmels Höhen
nicht auf ein Sinai
nach Carmels Spitzen fällt.
man siehet dich vielmehr
auf Zions Bergen stehen.
Wie spielt der schöne Glanz,
den jeder Tropfen hält!
Wie kann dein Gnadentau
betrübte Seelen laben,
kein Nardenwasser mag
dergleichen Kräfte haben.

8) O Freude! Welcher Sinn
kann deine Größe fassen?
Kommt, Kinder Gottes, kommt,
gebraucht der Freudenzeit.
Wir wollen Sodomslust
mit gutem Mut verlassen,
da in dem fröhlich sein
wohl manches Wehe schreit.
Wir wählen uns ein Gut,
das Seelenlust erwecket,
vergnügen, das nach Gott
und nach dem Himmel schmecket.

9) Ach, möchtest du doch was
von dieser Freude spüren!
Die uns des Höchsten Sohn
mit seiner Zukunft macht.
Möcht' nur ein kleiner Tropf
den Lippen Rand berühren,
gewiss, du würdest bald
auf bessern Sinn gebracht.
Ich weiß, du fragest selbst,
wenn alles recht erwogen,
was für ein Tockenwerk
hat mich bisher betrogen?

10) O Herr, befördere
du deine Wunderwerke,
und zünde selbst in uns
dein Freudenfeuer an,
dass unser kaltes Herz
die Himmelsflamme merke,
und sich ein Freudenstrom
in uns ergießen kann.
Aus welcher Fülle bald
ein süßer Ton entstehe,
dies frohe Lustgeschrei:
Ehr' sei Gott in der Höh'!

11) Gib, dass die liebliche
Bewegung nicht verschwinde,
die schon in dieser Welt
des Himmels Vorschmack heißt.
Bereite nur, dass sie
so tiefe Wurzeln finden,
dass nie kein rauer Fall
uns diese Lust entreißt.
So wollen wir annoch
in Weihnachtswonne schweben,
wenn andre lange Zeit
nichts mehr auf Weihnacht geben.

Text:
Melodie: Unbekannt