1) Auf, Zion, auf, entreiß dich allen Schmerzen,
verbanne Furcht und Traurigkeit!
Wie freundlich spricht Gott selbst mit deinem Herzen!
Wie wunderhoch wirst du erfreut!
Auf, Zion, leuchte, werde hell!
Denn es erscheint Immanuel.
Lass deinen Strahl an allen Seiten
des prächt'gen Glanzes Saum verbreiten.
2) Wie solltest du nicht schön und Herrlich glänzen?
Dein Heil erscheint in voller Zier.
Dein großer Herr erweitert deine Grenzen.
Sein Antlitz leuchtet über dir.
Kehrt nicht der Himmel bei dir ein
durch deines Königs Nahesein?
Wie prächtig glänzet deine Sonne,
dein Jesus, dir zur Freud' und Wonne!
3) Sieh doch, da sich das Reich der Finsternissen
schier über alle Völker streckt,
da alle Welt, im Irrtum hingerissen,
die Nacht mit Schatten überdeckt.
So geht von Christi Angesicht
dir auf ein hell' und himmlisch' Licht,
bringt deine Herrlichkeit zustande
und leuchtet stark in alle Lande.
4) So werden nun die vormals blinde Heiden,
o Stadt, die auf dem Berge liegt,
an deinem Glanz, so Herz als Augen weiden,
und, weil dein Schimmer sie vergnügt,
weil deiner Lehrer Wissenschaft
geschwängert ist von Geist und Kraft,
weil deine Bürger heilig leben,
in dir zu wohnen sich begeben.
5) Die Herrlichkeit, die Christus dir geschenket,
der Amts- und Heilgungsgaben Pracht,
ist der Magnet, der ihre Herzen lenket,
und sie im Lichte wandeln macht.
Ja, welches billig rühren muss,
man sieht auch der Monarchen Fuß,
von einer Klarheit zu der andern,
auf deinen schönen Gassen wandern.
6) O, sieh umher mit freundenvollen Blicken!
Dir eilen alle diese zu.
Sieh, wie sie sich mit Buß' und Glauben schmücken!
Dein Heilsfels ist auch ihre Ruh'.
Sieh (kannst du in die Ferne sehn?)
dort viele Glaubenssöhne gehn.
Sieh, wie die Starken an der Seiten,
die schwachen Töchter tragen, leiten.
7) Wie ist's? Dein Herz wird zweifelsfrei entstellet,
weil Gott dich unverhofft erfreut.
Obschon dein Mut bald steigt, bald wieder fället,
weicht doch die Furcht der Fröhlichkeit.
Weil sich die Menge von dem Meer
und von den fernen Inseln her
der Heiden Reichtum zu dir wendet,
so hat dein Trauern sich geendet.
8) O, siehe doch die neuen Ankömmlinge,
die mit Geschenk sich zu dir tun!
Sie weihens dir. In keinem irdschen Dinge
begehrt ihr Herz hinfort zu ruhn.
Komm, siehe der Kamele Zug,
worauf man reiche Lasten trug,
aus Midian und Epha kommen,
dein Feld erfüllt und eingenommen.
9) Aus Saba stellt die Menge sich desgleichen
mit Gold und Weihrauch häufig ein.
Dich, o du Stadt des Höchsten, zu erreichen,
will keiner gern der Letzte sein.
Hier ist der Herr, spricht jedermann.
Man betet deinen König an,
der dich mit Himmelsklarheit schmücket,
und aus der Massen hoch beglücket.
10) Auf, Zion, auf, halt Tor und Pforten offen,
und brich in deinem Glanz hervor.
Du kannst ja Heil und großen Zuwachs hoffen.
Drum schließ dich auf im schönsten Flor.
Es leuchte deines Glaubens Licht
vor aller Menschen Angesicht.
Dein reiner Wandel, deine Lehre
verkündige des Höchsten Ehre!