1) Auf, meine Seele, sei noch munter,
Gottes Lob ist deine Pflicht:
seine Sonne geht zwar unter,
aber seine Güte nicht.
Heut' auch hat sie mich ernährt,
manche Freude mir gewährt,
vor Gefahren mich beschützet,
meine Schwachheit unterstützet.
2) Hochgeliebt und hochgepriesen
seist du, Herr, mein Gott, von mir!
Was du Gutes mir erwiesen,
danket meine Seele dir.
War ich's, Vater, gleich nicht wert,
hast du doch mein Flehn erhört,
das ich heut', als ich erwachte,
dir in Jesu Namen brachte.
3) Ruhe, Munterkeit und Kräfte,
trieb, die Arbeit nicht zu fliehn,
Fortgang im Berufsgeschäfte
hast du mir auch heut' verliehn.
Und wie viel Gelegenheit
gab mir deine Gütigkeit,
zu des Himmels Seligkeiten
immer mehr mich zu bereiten.
4) Doch, da ich voll Dank erzähle,
wie so groß dein Wohltun war,
stellen sich auch meine Seele
die begangnen Sünden dar.
Wie ist ihre Zahl so groß!
Denn nicht nach den Taten bloß,
auch nach unsers Herzens Dichten
wirst du einst die Menschen richten.
5) Ach, von ernster Reu' durchdrungen,
wag' ich's, Gott, mich dir zu nahn!
Sieh nicht die Beleidigungen, -
sieh das Blut des Mittlers an!
Ich verleugne nicht die Schuld,
aber deine Gnad' und Huld
ist doch größer als die Sünden,
die sich häufig bei mir finden.
6) Gib nun bis zum frohen Morgen
meinem Leibe sanfte Ruh'.
Durch dich schlaf ich ohne Sorgen,
wenn ich schlafe, wachest du.
Seel' und Leib empfehl ich dir,
walt allmächtig über mir!
Sei auch du der Gott der Meinen,
zähl sie alle zu den Deinen.
7) Ach, lass uns kein banges Schrecken,
Räuber nicht, nicht Feuersglut
plötzlich aus dem Schlafe wecken,
halt uns fest in deiner Hut.
Hilf, wenn Krankheit oder Tod
uns im sichern Schlafe droht.
Oder, willst du, dass wir sterben,
ach, so lass uns nicht verderben!
8) O du großer Gott, erhöre,
was dein Kind gebeten hat.
Jesu, den ich stets verehre,
bleibe ja mein Schutz und Rat!
Und mein Hort, du werter Geist,
der du Freund und Tröster heißt,
höre doch mein sehnlich Flehen!
Amen, ja, es soll geschehen.