Auf, meine Lebensgeister    

1) Auf, meine Lebensgeister
und dankt dem Obermeister,
des Himmels und Erden,
er muss gepriesen werden.

2) Was not zu unserm Leben,
hat er uns heut' gegeben,
ja, Speis' und Trank beschert
und so den Leib ernährt.

3) Er ist beim Bücherlesen
auch unser Licht gewesen,
und wenn wir zugehöret
uns unsern Witz vermehret.

4) Er hat auch abgewendet,
was sonst die Jugend blendet,
und uns nicht lenken lassen
zur krummen Teufels-Straßen.

5) Das sind traun Gottes Gaben,
die wir empfangen haben,
und die uns sehr verbinden,
uns dankbar einzufinden.

6) Ich muss mich Schuldner nennen,
wer aber wird doch können
g'nug preisen solches Lieben
und mächtig' Schutz-Verüben.

7) Sieh, Vater, an das Wollen
und nicht, was wir tun sollen,
weil alles hat erfüllet,
der deinen Zorn gestillet.

8) Und weil der Tag verstrichen
und Dunkel eingeschlichen,
so lass den Feind nicht hindern
den Schlaf bei deinen Kindern.

9) Lass uns die Ruh' genießen,
und so die Nacht verfließen,
dass wir erheben wieder
recht frisch belebte Glieder.

10) Wend allen Feuer-Schaden
von diesem Haus in Gnaden,
lass keine Furcht und Schrecken
uns von dem Schlaf erwecken.

11) Deck auch mit deinen Flügeln,
die auf den Weisheits-Hügeln
als treue Lehrer scheinen,
und väterlich uns meinen.

12) Blickt dann die Morgenröte,
so lass die Lagerstätte
uns fein gesund verlassen
und unsers Tuns anmaßen.

13) Wir wollen denn mit Freuden
gehn an das Kopfarbeiten,
wenn wir zuvor besungen
dich, Gott, mit unsern Zungen.

14) Ich geh und will nun schlummern,
trotz allen höll'schen Brummern.
ich geh, Gott wird schon hüten,
dass ich kann ruhn in Frieden.

Brummern = Störungen durch den Teufel

Text:
Melodie: Wach auf, mein Herz, und singe