Auf, mein Herz und meine Sinnen    

1) Auf, mein Herz und meine Sinnen,
schwinget euch hinauf
zu den hohen Himmels-Zinnen
und der Sternen Lauf.
Dort ist der,
den wir Herr
und Gott nennen,
den wir kennen,
dass ohn' ihn kein Gott mehr ist.

2) Alles, was die Welt kann geben,
ist wie Glas, wie nichts.
Wenn du dich drum willst erheben
und drauf baust: So brichts.
Wie in Ei
brichts entzwei.
Du magst sorgen
heut und morgen,
es wird nimmer wieder neu.

3) Aber was von oben fließet,
aus des Vaters Hand.
Wird noch immer mehr versüßet
in standhaften Stand.
Dieses Rund
geht zugrund',
aber nimmer
geht zu Trümmer,
was verspricht des Höchsten Mund.

4) Drum, so will ich dich wohl lassen,
falsch geliebte Welt.
Ehre, Lust, Stolzieren, Prassen,
Reichtum, Wollust, Geld
fleuch, Welt, fleuch!
Ich bin reich,
ich bin prächtig,
ich bin mächtig
und glückselig ohne euch.

5) Die Verstand-beraubten Narren
mögen lustig sein,
und als harte Stein erstarren,
Über euren Schein.
Der ist wohl
Torheit voll,
der den Schatten
nimmt zum Gatten,
da er's Licht erwählen soll.

6) Nein, ich kenne deine Strahlen,
du entkernte Nuss,
wer will dich mir süß vormalen?
du bist mein Verdruss.
Nein, den Kern
ess ich gern.
Gib den Säuen
deine Kleien,
von mir packe dich nur fern.

7) Ich will schon was Bessers finden,
wenn ich essen will.
Als dein Mahl den Tisch voll Sünden,
der in reicher Füll'
erst sich zeigt
und dann fleucht,
wenn die Gäste
nun auf's beste
sich zu laben sind geneigt.

8) Komm heran, du Weltgesinde
zu dem Zaubermahl
friss die Trebern-Schalenrinde.
weil doch in der Wahl
diese Welt
dir gefällt.
Friss geschwinde,
eh zu Winde
wird, was dir ist vorgestellt.

9) Gib dem Munde, was ihm schmecket,
zuckersüßen Wein.
Schlage, was dich quält und schrecket
in den Wind hinein.
Acht es nicht,
wenn man spricht.
Der Welt Freuden
bringen Leiden
und der Höllen schwere Pein.

10) Lass die besten Kleider bringen,
schmücke dich nach Lust:
spare nichts an allen Dingen,
was du haben musst.
Weder Gott,
weder Not,
weder Schmerzen
nimm zu Herzen,
wenn man stirbt, so ist man tot.

11) O, ihr Toren auf der Erden,
o, du tolle Welt,
wann wollt ihr doch einst klug werden?
In dem düstern Zelt,
da der Herr
kein Gehör
mehr wird geben,
da zum Leben
ist kein Gang und Wiederkehr.

12) Ich will mich noch jetzt besinnen,
und von hinnen gehn.
Von der Welt, der Zauberinnen,
wo die Sterne stehn.
Ob ich schon
Spott und Hohn
hier muss leiden
und vermeiden
der Welt Pracht und Ehrenkron.

13) Ob ich jedermann zu Füßen
muss geworfen sein.
Ob ich auch schon sollt einbüßen
Leib und Blut mit Pein.
Doch hab ich
inniglich
solchen Frieden,
den hienieden
kein Fleisch kennt, ohn' selbsten ich.

14) Denn ich ruhe in den Armen
meines Jesu Christ,
der aus Lieb' und aus Erbarmen
mich zur Braut erkiest.
Drum will ich
ewiglich
zu ihm singen
und darbringen
ihm zu Dienst den ganzen mich.

Text:
Melodie: Unbekannt