Auf, mein Geist, der Abend sinkt    

1) Auf, mein Geist, der Abend sinkt
vom gestirnten Himmel nieder.
Und die sanfte Ruhe bringt
labung für die matten Glieder.
Auf und denk, ob dieser Tag
dich vor Gott erfreuen mag.

2) Sammle, weil der Abend naht,
dich zu ernsteren Gedanken!
Wallt ich wohl den Tugendpfad
redlich heut, und ohne Wanken?
Eilt mir mit der Abendruh
auch Gewissensfriede zu?

3) Kam ich näher an das Ziel
meines Gott geweihten Leben?
Lockte heut mich das Gefühl
für das Gute nie vergebens?
War ich stets als Gottes Kind
und als Menschenfreund gesinnt?

4) O, wie eilten, gleich dem Wind,
schnell die Tage unsrer Jugend!
Eilten wir doch auch geschwind
näher jeden Tag zur Tugend!
Fände jeder Abendstern
uns dem Ziele minder fern!

5) Gott, dir tönt der Lobgesang
für Geduld bei unserm Fehlen.
Gott, dich preiset auch der Dank
unsrer ruhbedürft'gen Seelen.
Und des Morgens Heiterkeit
sei von neuem dir geweiht.

Text:
Melodie: Jesus, meine Zuversicht