Auf die tagesmüden Fluren    

1) Auf die tagesmüden Fluren
sinkt der Sonne letzter Strahl,
kühle Lüfte ziehen labend
durch das stille, duft'ge Tal.
Lärm und Leben sind verklungen,
von des Tages Fleiß geweckt,
Laub und Blüten, die geschmachtet,
feucht des Abends Schatten deckt.

2) Wie des Tagsgestirnes Leuchten
flimmt noch an der Wolken Rand,
regt sich noch des Tages Ringen
zuckend in der müden Hand,
flammt noch, wenn in Schlummer sinket
hin das vielbewegte Herz,
in ihm fort, bis tief es ruhet,
all des Tages Hass und Schmerz.

3) Trauter Abend, wahre Ruhe
bringt nicht deine dunkle Glut,
wenn auch aller Lärm verhallet
und das schwere Werkzeug ruht,
zieht nach schweißbenetztem Werke,
nach des Tages Weh und Lust
mit der Ruhe nicht der Friede,
- Jesu Friede - in die Brust! -

4) Dunkler jetzt die Schatten sinken,
Todesstille auf der Flur,
ferner Abendglöckleins Läuten
klinget sanft verhallend nur.
Tag, im Abend schön versunken,
wie ein Heldenleben flieht,
das auf seine Segensspuren
sterbend still, zufrieden sieht.

5) Ach, wenn meines Lebens Gluten
in dem Abend sich verkühlt,
und sein Strom so unerbittlich
Glück und Hoffnung fortgespült,
zuckt gewiss in müder Seele,
die des Abends Ruh' umfängt,
mancher Schmerz, den sie dereinstens
vor der Welt zurückgedrängt.

6) Vater, deinen heilgen Frieden
fühl ich bei des Tages Last,
und an deinem Herzen such ich
einst am Abend meine Rast.
Schön, wie dieser Tag, versinket
dann mein Leben ohne Leid,
strahlt aus seinem letzten Glühen
'S Morgenrot der Ewigkeit.

Text:
Melodie: Bei dir, Jesu, will ich bleiben