Auf der Erden sind Beschwerden    

1) Auf der Erden
sind Beschwerden
Müh' und Kummer Angst und Not!
Alle Morgen,
wenn wir sorgen,
essen wir das Tränenbrot.
Furcht und Plagen,
weh' und Zagen
stellen sich sehr häufig ein.
Was ihr machet,
denkt und lachet
wird mit Qual vermischet sein.

2) Derowegen
soll der Segen
nur allein bei Gott bestehn,
seine Liebe
dämpft das Trübe
und kann meine Kron' erhöhn.
Seine Freude
wird im Leide
statt des besten Trostes sein.
Mein Gemüte
hofft die Güte
bloß von seinem Liebesschein.

3) Süßer Himmel,
dies Getümmel
heget nichts als Traurigkeit.
Du hingegen,
mein Vermögen
hegst dir stete Sicherheit.
Kedars Felder
sind die Wälder,
wo manch grimmer Tiger sitzt.
Zions Auen
will ich schauen,
wo mich Gottes Liebe schützt.

4) Fliegt, ihr Sinnen,
flieht von hinnen
und verlasst dies Tränental.
Sucht die Auen,
wo kein Grauen
sondern Freuden ohne Zahl.
Babels Türme
dulden Stürme
Zions Mauern fallen nicht.
Schatten schwindet,
hier entzündet
sich das allerschönste Licht.

5) Meine Freude,
meine Weide,
mein gewünschtes Jesulein.
Meine Seele
sucht die Höhle,
wo du willst verborgen sein.
Meine Lippe
preist die Krippe,
wo du nackt und elend liegst,
weil du jeden
von den Müden
die dich küssen, recht vergnügst.

Kedar = vorübergehende, flüchtige, irdische Wohnstatt

Text:
Melodie: Unbekannt