Auf, auf, nimm deine Harfe, du Menschenkind, zur Hand    

1) Auf, auf, nimm deine Harfe, du Menschenkind, zur Hand,
ein König ist gekommen, zu ziehen durch sein Land.
Er ist so hoch und prächtig, ja niemand ist ihm gleich,
er ist so groß und mächtig und über alle reich.

2) Ich will dir etwas sagen, dir, der du Asch' und Staub -
merk auf! merkt auf, ihr Berge, ihr Hügel, Gras und Laub:
der König, der gekommen in unser Land so mild,
ist Schöpfer aller Dinge und Gottes Ebenbild.

3) Und doch, - o dass du wüsstest, wie gut Er's mir dir meint -
doch kommt Er nicht als Richter, doch kommt Er als dein Freund.
Du wirst Ihn nicht erblicken in königlicher Pracht,
er hat, dich zu beglücken, sich's anders ausgedacht.

4) Er sprach: Was soll den Menschen mein Königs-Angesicht?
Es wird sie nur verzehren mit seinem Flammenlicht.
Gering wie ihrereiner stell ich mich lieber ein,
dass ich auch kann dem Ärmsten ein treuer Helfer sein.

5) So stieg der Sohn des Höchsten aus seiner Herrlichkeit
hernieder in das Elend, hernieder in die Zeit,
ja, aus des Vaters Liebe in Jammer, Hass und Streit
und aus dem ew'gen Leben in bittres Todesleid.

6) Du Mensch ist's, den Er liebet, und da es Ihm bewusst,
dass du des ewgen Todes unfehlbar sterben musst,
wenn nicht für dich ein andrer die ungeheure Schuld
bei seinem Vater zählet, so hat Er mit Geduld,

7) Mit Liebe bis zum Tode getreu, sein Herz versehn,
und so kannst du Ihn finden vor deiner Türe stehn,
sanftmütig und holdselig, laut rufend manchen Tag
und wartend, ob nicht endlich dein' Hand Ihm öffnen mag.

8) Wach auf, o Mensch, erwache! Der Schlaf fahr ewig hin!
'S gilt eine große Sache: was willst du noch verziehn?
entschließ Ihm alle Riegel, mit Eil' empfange Ihn
und wirf dich vor Ihm nieder mit demutvollem Sinn.

9) 'O König, großer König! Ein armer Mensch bin ich,
der Sünden viel begangen: das kränkt und reuet mich.
Hilf mir von meinen Banden, hilf mir von meiner Schuld!
Ich sehne mich von Herzen nach meines Schöpfers Huld.'

10) Nur so und nimmer anders darfst du dem König nahn,
dem aller Himmel Heere sind ewig untertan,
und der vor dir doch stehet mit Zepter nicht und Schwert,
vielmehr, dich froh zu machen, selbst bittend dein begehrt.

11) Doch so wirst du gewisslich erhört und angesehn,
ja mehr, als du begehrest, wird Gutes dir geschehn.
Du sollst mit deinen Augen noch Eden wiedersehn
und an dem Strom des Lebens auf grünen Auen gehn.

12) Drum auf, du Kind der Erde, erhelle deinen Blick!
Dem König ohne gleichen, dem unerhörten Glück
muss ja entgegenwallen das Herz in deiner Brust,
muss ja die Harfe tönen in Liebe, Dank und Lust.

Text:
Melodie: Wir haben einen Felsen, der unbeweglich steht