Auf, auf, mein Herz, der Herr ist nah    

1) Auf, auf, mein Herz, der Herr ist nah,
der Richter vor der Türe.
Die Zeichen stehn erfüllet da,
daraus die Ankunft spüre.
Gewiss, es wird in kurzer Zeit
des Menschen Sohn mit Herrlichkeit
dort in den Wolken kommen.

2) Ach, hüte dich hier auf der Erd'
vor der Gottlosen Haufen,
dass du nicht werdest je beschwert
mit Fressen und mit Saufen.
Ja, denk, es kann den Augenblick
als wie ein Dieb, als ein Fallstrich
der Jüngste Tag dich treffen.

3) So sei nun wacker allezeit
den Glauben anzuziehen.
Bet fleißig, dass du seist bereit
und würdig, zu entfliehen
dem allen, was gesaget schon,
und bald, bald vor des Menschen Sohn
mit Freudigkeit zu stehen.

4) Ist Gottes Reich so nahe mir,
danach durch Gott ich ringe,
bricht der Erlösungstag herfür,
das Ende aller Dinge,
kommt dabei mit mein A und O,
so ruf ich ganz erfreut und froh:
komm, komm, ja komm, mein Jesu!

5) Ich habe dein Erscheinen lieb,
drum wart ich drauf mit Schmerzen.
Ach, dich wahrhaftig mir bald gib,
ich sehne mich von Herzen
dahin, wo kein Leid und Geschrei,
wo ewiglich ich bei dir sei,
dich lieb und lob ohn' Ende.

6) Komm doch und sei der Schild für mich,
der mich zu Ehren setze,
der mein Haupt richte über sich
und durch dein Blut mich letze,
der von mir werf die Sündenbürd',
mit Wahrheit meine Lenden gürt',
im Glauben mich erhalte.

7) Komm, komm, mein Schatz, mein höchstes Gut,
ich glaube festermaßen,
du wirst, weil du mein Fleisch und Blut,
dein eigen Fleisch nicht hassen.
Ist schon groß deine Majestät,
jedennoch ihr sehr weit vorgeht
die Größe deiner Gnade.

8) Auf diese bau und traue ich
und hoffe dich zu sehen.
Ach, lass nur bald und seliglich,
wenn du willst, es geschehen.
Ich bin schon lauter Freuden voll,
weil du bist, der mich richten soll,
mein Heiland und Fürsprecher.

9) Getrost geh ich zum Richterstuhl,
nichts, nichts kann mich verdammen.
Ich bin befreit vom Schwefelpfuhl
und von der Hölle Flammen.
Mich auserwähltes Gotteskind
kann weder Satan, Tod, noch Sünd'
nun nimmermehr beschuld'gen.

10) Denn Gott, der Vater, ist allhier,
der bloß, dass ich soll leben,
gesendet seinen Sohn zu mir
und ihn für mich gegeben.
Es mag nun wider mich nichts sein,
des Geistes Zeugnis stimmt mit ein,
ich bin ganz losgesprochen.

11) Mein Jesus zeiget selbsten sich,
wie er für mich gestorben,
das ganz Gesetz erfüllt für mich,
den Himmel mir erworben.
Er weist die Handschrift offenbar,
die wider mich gerichtet war,
mit seinem Blut durchstrichen.

12) Drum brich mit deinem Tag herein.
Mir soll, wenn's wird geschehen,
die erste Stund' die liebste sein,
um dich nur selbst zu sehen.
Der Himmel krach', die Erde brenn',
zum Untergange alles renn',
ich bin doch unerschrocken.

13) Wenn alles in der Welt zerfällt,
des Himmels Kraft sich reget,
jedennoch mein Gott mich erhält,
mir Himmelslust beileget.
Wenn andern wird bang auf der Erd',
ich von der Not befreiet werd'.
Ach, komm nur bald, mein Jesu!

Text:
Melodie: Es ist gewisslich an der Zeit