Als ich das nichts nahm wohl in Acht    

1) Als ich das nichts nahm wohl in Acht
und mich darein ergeben,
ward ich zum rechten Ziel gebracht,
wonach ein Christ muss streben.
Und wurde lebend in dem Tod,
o Wunder ohne Maßen!
Ich fand das höchste Gut in Gott,
so bald ich mich verlassen.

2) So bald der Kreaturen Dunst
ich floh und ganz ließ fahren,
vermochte sich in Liebesbrunst
mein Geist mit Gott zu paaren.
Ich hab erlangt nach langen Streit
das mein Gemüt begehret
und lebe nun in lauter Freud,
seitdem mir dies gewähret.

3) Seit ich nun in der Einfalt bin
und alles lasse sinken,
umfass ich Gott in meinem Sinn,
der mir sein Licht lässt blinken.
Selbst Finsternis ist jetzt mein Licht,
weil ich kein Selbstwerk übe;
denn Gott eröffnet mein Gesicht,
und führt mich in der Liebe.

4) Gelehrte, kommt zum nichts heran,
sonst ist eur' Tun Gewirre;
wer sich nicht stellt auf diese Bahn
bleibt ewig in der Irre.
Wohl mir, dass ich in dieser Zunft
nun stehend werd' erfunden,
weil ich die blinde Unvernunft
dadurch hab überwunden.

5) Hiervon kommt wahrlich alles her,
was jemals war verborgen.
Dies macht das Leben ohn' Beschwer,
man hat für nichts zu sorgen.
Der reichste Geist ist in der Welt,
der Ärmste an Begehren,
denn was er eigenwillig hält,
kann ihn von Gott abkehren.

6) Die Einfalt ist los und befreit,
ist Herr, und wird wohl bleiben;
ihr' Herrschaft streckt sich weit und breit,
kann jeden Feind vertreiben.
Sie macht das Herz durchaus vergnügt; -
wer hat dies je vernommen?
Aus jedem Sturm, der die bekriegt,
muss sie zur Ruhe kommen.

7) O Einfalt alles Lobes wert,
Fels, drauf das All gegründet!
Der steig gen Himmel von der Erd'
wer dich wahrhaftig findet.
Mit dir kommt man gewiss zum Ziel,
draus man den Schluss kann ziehen:
dass, wer Gott selber finden will,
sich nichts zu sein muss mühen!

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