1) Als Christ, der Herr, zu Bethlehem
noch lag in seinen Windlein,
da kamen gen Jerusalem
und sucheten das Kindlein,
die Weisen, durch den neuen Stern
geführt zu diesem großen Herrn,
den Gott zum Heil erkoren:
sie riefen "Sagt ihr Leut" uns frei,
wo doch der Juden König sei,
der ihnen jetzt geboren.
2) Wir haben seines Sternes Licht
gesehn in unsren Landen,
das gibet uns gewiss Bericht,
es sei der Held vorhanden:
den Daniel, des Königs Rat,
längst unter uns verkündigt hat,
den Gott der Welt versprochen.
Wir wollen ihn auch beten an,
wie ihr ohn' Zweifel habt getan
und mit Geschenk ersuchen.'
3) Dies ward Herodi kund getan,
der fiel in Furcht und Schrecken.
Was soll ich, dacht er, fangen an?
Das wird nichts Guts erwecken.
Denn weil man schon in Orient
dies Kind der Juden König nennt,
so darf es leicht geschehen.
Wenn dieses Kind zu Jahren kommt,
dass es mir Kron' und Zepter nimmt.
Ich mag mich wohl vorsehen.
4) Hieraus ließ er alsbald vor sich
die Schriftgelehrten kommen
und sprach: 'Ihr Herrn, gebt mir Bericht,
was habt ihr Guts vernommen
von Christo? Welches ist die Stadt,
darinnen er nach Gottes Rat
soll werden euch geboren?'
sie sagen: 'Was den Ort betrifft,
so nennt ihn Bethlehem die Schrift,
das hat ihn Gott erkoren.
5) Denn so sagt Micha, der Prophet:
"O Bethlehem, du kleine,
du bist vor allen sehr erhöht,
du leuchtst mit vollem Scheine,
in ganz Judäa. Denn aus dir
soll kommen her der Herzog mir,
der Israel regieren,
der sein Volk, das jetzt kummervoll,
von ihrem Drangsal retten soll
und als ein Hirte führen."
6) Da ließ er wieder von sich gehn
die Priesterschaft mit Gnaden.
Mein Reich, dacht' er, wird nicht bestehn,
das Kindlein bringt ihm Schaden.
Dämpf ich's nicht mit List und Gewalt.
Er rief die Morgenländer bald
zu sich, und sprach zu ihnen:
berichtet mir doch, lieben Herrn,
wann ist zum ersten Mal der Stern
in eurem Land erschienen?
7) Als er nun hatt' erforscht die Zeit,
sprach er: "Jetzt mögt ihr reisen
gen Bethlehem es ist nicht weit:
da wird man euch schon weisen
den jungen Held. Und wenn ihr habt
als einen König ihn begabt,
so wollt ihr ja abtreten
in meinem Haus, und zeigen an,
wo ich den Prinzen finden kann,
ich will ihn auch anbeten."
8) Auf dieses Wort sie zogen hin
und trauten Gottes Güte.
Alsbald der Stern aufs neu erschien,
erfreuet ihr' Gemüte.
Er ging vor ihnen fein gemach,
dass sie ihm konnten folgen nach,
bis sie zum Städtlein kamen.
Da blieb er stehn, und zeigte klar
das Wirtshaus, wo das Kindlein war,
der rechte Weibessame.
9) Mit Freuden gíngen sie hinein,
und fanden allda liegen
den König, ohne Pracht und Schein,
in einer engen Wiegen.
Ein elend' Häuslein war sein Schloss,
darinnen lag er nackt und bloß,
das mochte sie nicht irren.
Sie zogen ihre Schätz herfür,
des Morgenlandes Frucht und Zier,
viel Weihrauch, Gold und Myrrhen.
10) Ja, das noch mehr, so fielen sie
auch nieder auf die Erden.
Und beugten vor ihm ihre Knie,
mit züchtigen Gebärden.
sie beteten das Kindlein an
und wurden all ihm untertan,
ach, lass uns arme Heiden
im Himmelreich auch haben Teil.
Mit Israel an deinem Heil,
wenn wir von hinnen scheiden.
11) Herodes wetzt indes sein Schwert
und dachte, sie zu töten.
Gott aber wie man oft erfährt,
hilft wunderlich aus Nöten.
Er warnte sie im Traum und sprach:
Herodes stellt euch listig nach,
zu ihm sollt ihr nicht lenken.
Er führte sie gleich bei der Hand
durch einen andern Weg ins Land,
das tät den Bluthund kränken.
12) O Gott, wir Heiden danken dir,
dass du uns auch berufen
zu deiner Kirch', jetzt wissen wir,
der Himmel steht uns offen.
Ach, lass das aufgegange Licht,
dein Wort, bei uns erlöschen nicht!
Mach alle die zu Schanden,
die auf Verfolgung sind bedacht
und tilgen aus mit List und Macht
dein Wort in unsern Landen.