1) Allmächtiger, der seinen Thron
im Himmel hoch erhöhet:
o höre mich, der Erde Sohn,
der dir im Staube flehet!
2) Du schufst mich Staub
und ließest Staub
zum Engel sich erheben.
Hier unten der Verwesung Raub,
um ewig dort zu leben.
3) Was ist der Mensch!
Wie arm, wie bloß,
ist er, der Herr der Erden!
Was ist der Mensch! Wie frei, wie groß
unsterblich soll er werden!
4) Welch ein Geschenk gabst du mir nicht,
da du Vernunft mir schenktest
und der Erkenntnis göttlich' Lichts
in meine Seele senktest!
5) Verleih mir doch die Wissenschaft,
mein ew'ges Glück zu finden.
Und gib mir Willen, Mut und Kraft,
mich selbst zu überwinden.
6) Lehr mich, was mein Gewissen sagt,
dem Himmel vorzuziehen
und lass mich, was es untersagt,
mehr als die Hölle fliehen.
7) Mach fühlend dieses harte Herz,
wenn meine Brüder leiden.
Und lass an meines Hassers Schmerz
sie nie mein Auge weiden.
8) Lass mich nie mit verwegner Hand
nach deinem Donner trachten.
Noch jeden, der dich nicht erkannt,
der Hölle würdig achten.
9) Im Glücke Furcht, im Unglück Mut
sei alles, was ich flehe.
Was du, mein Schöpfer, willst, ist gut
und was du willst, geschehe!
10) Lass mich mein Brot, durch deine Gunst
und meinen Fleiß, erwerben
und lehre mich die große Kunst
zu leben, und zu sterben.
11) O du, vor dem der Seraph kniet,
den Cherubim umringen,
von allen Sternen schallt das Lied,
das deine Heil'gen singen.
12) Ich beuge, Herr, vor dir mein Knie,
du hast den Staub erhoben!
Heil mir, ich bin ein Geist, wie sie,
der Mensch darf, Herr, dich loben!