1) Allmächtiger, barmherz'ger Gott!
Dir klag ich alle meine Not,
mein sehnlich Flehen geht zu dir:
sei auch mit Gnad' und Huld bei mir.
2) Bei dir ist ja viel Gnad und Huld,
auf solche wart ich mit Geduld.
Ich warte mit Geduld auf dich,
erbarm', erbarm' dich über mich.
3) Creuz, kreuzige, ja kreuz'ge ihn!
Dahin geht meiner Feinde Sinn.
Das Kreuze ist mir zwar sehr gut:
es hemmet meinen frechen Mut!
4) Doch wenn ich gleichwohl bitten mag,
so lass den angenehmen Tag
des Heiles mir nicht ferne sein.
Schließ mich in deine Obhut ein.
5) Errette mich, Herr Jesu Christ!
Aus Satans großer Macht und List,
dämpf auch in mir den innern Feind,
damit ist Fleisch und Blut gemeint.
6) Führ mich zu deines Wortes Licht,
so gleiten meine Füße nicht.
Zur linken und zur rechten Hand
hilf mir stets leisten Widerstand.
7) Gib mir des Glaubens Festigkeit,
vertreib den Schlaf der Sicherheit.
Gib mir ein dir gelass'nes Herz,
lenk meinen Sinn stets himmelwärts.
8) Hab ich bisher nicht recht getan,
so führ du mich zur Bessrung an.
Verhüte alle Ärgernis
und mache meinen Gang gewiss.
9) Ich bin, o Jesu, Gottes Sohn,
sonst nichts als Asche, nichts als Ton,
belebe mich durch deinen Geist,
der heilig und ein Tröster heißt.
10) Komm Heilger Geist, erleuchte mich,
komm in mein Herz und tröste mich.
Denn hab ich und behalt ich dich,
so leb und sterb ich seliglich.
11) Lass mich der Trübsal widerstehn
und fleißig an die Arbeit gehn.
Auch bringe du mir selber bei,
dass ich zum Sterben fertig sei.
12) Mein Herr und Gott, mein sichrer Hort,
mein Herze hält sich an dein Wort,
bei dir ist beides, Rat und Tat,
wohl dem, der dich zum Freunde hat.
13) Nach dir allein, Immanuel,
bestreb ich mich mit Leib und Seel',
du allerheilig schönstes Bild,
du Schmuck der Seelen, Sonn' und Schild.
14) O wär ich doch stets drauf gericht't,
dass ja mein Wandel recht und schlicht
zu deines Namens Lob und Ehr'
geführet würd je mehr und mehr.
15) Prüf und erfahre, wie ich's mein',
treib ferne weit den Heuchelschein.
Treib jede fröhliche Begier
nach Reichtum, Ehr und Luft von mir.
16) Quält sich mein Herz noch gern mit dem,
was diesem Abgott angenehm,
so stelle du mir die Gefahr
von solchen Dienst recht sichtbar dar.
17) Regiere mich nach deinem Sinn,
dass ich nie weltgesinnet bin.
Regier Herz, Augen, Händ' und Fuß,
so oft ich hier noch wallen muss.
18) Schilt doch in mir die Eitelkeit,
wie auch die schnöde Sicherheit,
da man ja trägt des Satans Joch,
so lang man dient der Sünde noch.
19) Teil mir, nach Salomonis Bitt'
auf dieser Welt nur so viel mit,
als mir dein Wille zugedacht.
So schreckt mich keine Sorgennacht.
20) Verhüte bei mir Sünd' und Schand'.
Halt über mir dein' rechte Hand.
Verhüte Schrecken, Furcht und Graus.
Bewahr das Land, die Stadt, das Haus.
21) Wend Unfall ab, kann's anders sein,
wo nicht, so geb ich mich darein:
wer sich der Zücht'gung nicht ergibt,
der wird durch deinen Zorn betrübt.
22) Xystarchens Sieg und dessen Ruhm
sei stets in meinem Christentum,
in dieser sehr verderbten Welt
mir zur Ermuntrung vorgestellt.
23) Ye läng'r je mehr mach mich geschickt,
dass mir der Christen Kampf wohl glückt.
Hilf, dass ich mich stets nüchtern halt,
denn die Gefahr ist mannigfalt.
24) Zuletzt, gedenk ich an den Sarg,
mach mich alsdann im Glauben stark,
so ist die letzte Todesnot
der erste Schritt zu dir, mein Gott.
Xystarchens = Wörtlich: Aufseher einer Baumpflanzung, übertragen: Amt der um des Glaubens Willen Verfolgten
Die Anfangsbuchstaben der Strophen ergeben (fast vollständig) das Alphabet.