Allein, und doch nicht ganz allein    

1) Allein, und doch nicht ganz alleine
bin ich in meiner Einsamkeit.
Denn wenn ich ganz verlassen scheine,
vetreibt mir Jesus selbst die Zeit,
ich bin bei ihm und er bei mir,
so kommt mir gar nichts einsam für.

2) Komm ich zur Welt, man red't von Sachen,
die nur auf Eitelkeit gericht't.
Da muss sich lassen der verlachen,
der etwas von dem Himmel spricht,
drum wünsch ich lieber ganz allein,
als bei der Welt, ohn' Gott zu sein.

3) Verkehrte können leicht verkehren,
wer greift Pech ohne Kleben an?
Wie sollt ich denn dahin begehren,
wo man Gott bald vergessen kann.
Gesellschaft, die verdächtig scheint,
wird oftmals nach dem Fall beweint.

4) Zu dem kann sich ein Mensch verstellen,
wer kann in aller Herzen sehn?
Man sieht oft heimliche Gesellen,
die sich nur nach dem Winde drehn,
dass der, zuvor voll Zucker war,
bald eine Schlange drauf gebahr.

5) Drum kann mich niemand hier verdenken,
wenn ich in meiner Einsamkeit
mich also suche zu beschränken,
dass Gott allein mein Herz erfreut.
Die Welt ist voller Trug und List,
wohl dem, der Gott verbunden ist!

6) Ein Erdkind mag Gesellschaft suchen,
ich liebe Gott in aller Ruh'
und sollten mir die Neider fluchen,
so schließ ich meine Kammer zu
und nehme Gott mit mir hinein,
so wird der Neid betrogen sein.

7) Mit Gott red ich in seinem Worte
und durch sein Wort red't er mit mir.
Bet ich an einem stillen Orte,
so findet er sich bald zu mir.
Brauch ich in meinem Kreuze Rat,
so hilft er mir mit Rat und Tat.

8) Mit Gott red' ich in seinen Worte
und durch sein Wort red't er mit mir:
bet ich an einem stillen Orte,
so findet er sich bald zu mir.
Brauch ich in meinem Kreuze Rat,
er ist, der mich getröstet hat.

9) Mach ich im Stillen meine Sachen,
so hat er seine Hand bei mir,
ich mag nun schlafen oder wachen,
so stellt er mir sein Bildnis für.
Auch in dem Traume spielet er,
als wenn ich wachend bei mir wär.

10) Wer wollte denn nun nicht erkennen,
dass ich stets in Gesellschaft bin?
Und will die Welt mich einsam nennen,
so tue sie es immerhin:
g'nug, dass bei mir, wenn ich allein,
Gott und viel tausend Engel sein.

Text:
Melodie: Wer nur den lieben Gott lässt walten