Alle rufst du, Königssohn    

1) Alle rufst du, Königssohn,
zu den Lebens-Tischen,
'Kommt, hier ist der Gnadenthron,
euer Herz zu frischen!
kommt herbei,
esset frei,'
sprichst du, 'meine Lieben,
trinket ohn' Betrüben.'

2) Ja, mein Heiland, wir sind da,
deine Kost zu schmecken,
aber trittst du etwas nah,
uns recht zu entdecken,
so sind wir
ohne Zier,
nicht, wie Gäste pflegen,
recht gekleidt zugegen.

3) Vielmehr nackend, bloß und blind,
scheußlich deinen Augen,
was man in und an uns find,
kann vor dir nichts taugen,
alle Gäst'
bei dem Fest,
die entblößt von Kleidern,
willst du selbst zuschneidern.

4) Ach, wie können wir nun sein
deine Tisch-Genossen?
Nimmst du uns nicht gnädig ein,
so sind wir verstoßen,
und die Glut
jener Brut
wird uns zu sich raffen
und mit Flammen strafen.

5) Kehre dich mit Liebe her,
decke unsre Schande,
gib uns Buße, und was mehr
dient zum Glaubens-Pfande,
dass wir dort,
Seelenhort,
dir im Feierkleide
ewig gehn zur Seite.

Text:
Melodie: Straf mich nicht in deinem Zorn