1) Ach, wo soll ich Ruhe finden
für den ohnmachtsvollen Geist?
Wenn der Sonnen Glanz verreist,
und des Tages Kräfte schwinden,
eil ich zwar dem Lager zu,
doch wo findt das Herze Ruh?
2) Nach der rauen Stürme Bellen,
welche manches Schiff bekriegt,
unter Furcht und Angst gewiegt,
eilt es bei gestillten Wellen
auf den sichren Hafen zu,
wo findt meine Seele Ruh?
3) Nimmt der lange Tag ein Ende,
so hört auch der Arbeit Lauf
und das heiße Schwitzen auf,
müde Rücken, matte Hände
werden frei von ihrer Last:
wo findt meine Seele Rast?
4) Auf der Wolken nasses Weinen
zeiget sich der Sonnen Licht.
Wenn der kalte Winter bricht
muss die Frühlingslust erscheinen,
für mein trübes Herz allein
will nicht Licht, nicht Sonne sein.
5) Vogel nehmen unter Zweigen
grüner Bäume sichern Stand,
Tiere streichen durch das Land,
haben doch ihr Lager eigen,
ruhen oft bei düstrer Nacht,
wenn mein feuchtes Auge wacht.
6) Ob ich bei den eitlen Freuden
irdsche Ruhe suchen will,
fehl ich doch das rechte Ziel.
Lust wird mir zu Last und Leiden,
was ich mich zu zwingen tu:
wo findt meine Seele Ruh?
7) Nehm ich Zuflucht zu den Höhen
dieser ungetreuen Welt,
manches Fallbrett ist gestellt,
wo man sicher denkt zu stehen,
Gunst verschwindt in einem Nu:
wo findt meine Seele Ruh?
8) Herr des Himmels und der Erden,
zeige mir die gute Bahn,
wo ich Ruhe finden kann,
wo ich sicher für Beschwerden,
frei für Kreuzesbangigkeit
schließ im Frieden meine Zeit.
9) Unter deine Gnadenflügel
berg ich mich, und ruhe wohl.
Wird das Herz oft Trauerns voll,
lass ich ihm doch nicht den Zügel,
bei dir findt die Seele Rast,
welche du geschaffen hast.
10) Nun so lasst das Herze puffen,
lasst das Aug' in Tränen stehn,
und den Puls mit Zittern gehn!
Mein Geist soll zum Herren rufen,
unter aller Angst und Not
ruhet meine Seel' in Gott.
11) Dies, was Erde nicht kann geben,
was die Welt umsonst verspricht,
mangelt mir bei Gotte nicht,
Trost und Hilfe, Ruh' und Leben,
für das Volk, das Gott vertraut,
ist die Ruhstatt doch gebaut.