1) Ach, wie nichtig und vergänglich
ist der Zustand dieser Welt!
Wie gefährlich und verfänglich
lebet, der es mit ihr hält!
Heute will sie uns erfreuen,
morgen alles Unglück dräuen:
drum wohl dem, der seinen Sinn
schwinget zu dem Himmel hin!
2) Wie betrüglich ist die Ehre,
die gleich wie ein Schatten flieht,
und, anstatt, dass sie sich mehre,
manchen ins Verderben zieht,
dass ihr öfters Spott und Schande,
Schmach, Verachtung, schwere Bande,
und dergleichen Ungemach
auf dem Fuße folget nach.
3) Gar nichts besser, sondern böser,
steht es auch mit Geld und Gut,
darum warnet der Erlöser,
weil die Warnung nötig tut,
solchen Mammon zu verachten,
und nach jenem Schatz zu trachten,
den uns Gottes weiser Rat
droben aufgehoben hat.
4) Sind es auch nicht Eitelkeiten,
wenn der Mensch die Wollust liebt,
die, nach gar zu kurzen Zeiten,
nichts als Reu' und Schmerzen gibt?
Die, wenn sie uns erst verleitet,
wider unsre Seele streitet.
Drum wohl dem, der solche scheut,
und sich nur in Gott erfreut!
5) Alle andre Schattendinge,
die man noch für köstlich hält,
sind gewisslich sehr geringe,
und vergehen mit der Welt.
Stolz und Hoffart, Spiel und Scherzen,
Kunst und Gunst verkehrter Herzen,
und was sonst behaglich scheint,
wird zuletzt mit Angst beweint.
6) Menschenkinder, lasst euch lehren,
und verachtet solchen Tand,
denket, euerm Gott zu Ehren,
an das rechte Vaterland,
das uns Ehre, Gut und Leben,
ohne Sünde, weiß zu geben.
Selig, wer die Welt verschmäht
und das beste Teil empfäht.
empfäht = alte Form von "empfangen"