Ach, wie findest du so selten    

1) Ach, wie findest du so selten
hilf' und Beistand in der Not.
Arme Leute wenig gelten,
müssen sein der Reichen Spott.
Doch besteht nur solches Glück
einen kurzen Augenblick.

2) Denn wer groß ist hier auf Erden,
trotzend auf den Ehrenstuhl,
kann gar bald geworfen werden
mit den Reichen in den Pfuhl,
wo er Qual und Herzeleid
haben wird in Ewigkeit.

3) Aber wer hier Demut liebet
und im Herzen bleibet klein,
solchem Gott im Himmel gibet,
dass er ewig groß wird sein
und, von allem Armut los,
sitzen in des Höchsten Schoß.

4) Solches viel und oft erwäge,
o, du stolzer Madensack!
Lass von deinem alten Stege,
denke doch an jenen Tag,
wenn du aller deiner Lust
schwere Rechnung geben musst.

5) Gott und deinen Nächsten liebe,
wandel aufrecht alle Zeit,
keinen Menschen nicht betrübe,
hasse Rachgier, Zorn und Neid.
Dein Gewissen halte frei
von Betrug und Heuchelei.

6) Auch der Demut dich befleiße,
hohen Augen ist Gott feind.
Ehrfurcht aus dem Herzen reiße
und was andre Laster seind.
Nimm dich an des Armen Not,
brich ihm williglich dein Brot.

7) Also wirst Gnade finden
vor des Herren Angesicht,
also wird Er deiner Sünden
im Gerichte denken nicht.
Also wirst du zeitlich rein
und dort ewig selig sein.

Text:
Melodie: Tut mir auf die schöne Pforte