1) Ach, Seele, willst du länger noch
mit Ungeduld dich plagen
und nicht das auferlegte Joch
in stiller Demut tragen,
so musst du dir zu größrer Pein
selbst eine Last und Geißel sein
und endlich gar verzweifeln.
2) Was hilft doch ein verwirrter Mut
mit allen Ungebährden?
Das Übel wird so niemals gut,
wohl aber ärger werden.
Du reißt die Wunden täglich auf
und legest Gift statt Pflaster drauf
und wirst dein eigner Mörder.
3) Du wünschest dir zwar selbst den Tod
und willst das Leben lassen.
Ach, nur Geduld, die ist dir not,
mit solcher dich zu fassen,
in allem Ach, in allem Weh
ist die Geduld die Panazee,
das kranke Herz zu laben.
4) Wahr ist's, das Elend, das dich drückt,
ist fast nicht auszusprechen.
Wer nur auf deinen Jammer blickt,
dem muss das Herze brechen.
Dein Leiden macht sich stündlich neu,
du bist dir selber eine Scheu
und führst ein totes Leben.
5) Jedoch gedenke, was geschieht,
geschieht nach Gottes Willen.
Ach, wer auf den gelassen sieht,
wird bald die Klagen stillen.
Was Gott verhängt, ist wohl getan,
ein Christ nimmt es geduldig an
und wird darum nicht murren.
6) Ist gleich dein Unglück groß und schwer,
Gott handelt doch gelinde,
denn wir verdienen noch weit mehr
auch mit der kleinsten Sünde.
Kein einz'ger Mensch ist engelsrein.
Wer bist du denn, dass du allein
dich dächtest auszuschließen?
7) Gott ist im Kreuze treu gesinnt
und tut dir viel zu Gute.
Ach ja, je werter ihm das Kind,
je schärfer ist die Rute.
Je härter er den Leib betrübt,
je brünst'ger er die Seele liebt.
Ach, wer's nur wollte glauben!
8) Darum so lass die Ungeduld
dich weiter nicht verführen,
du möchtest sonst des Höchsten Huld
am Ende gar verlieren.
Wirf dich in seinen Schoß hinein,
sprich: Lieber Gott, bleibst du nur mein,
so geh mir's, wie es gehe.
9) Wohlan demnach, so wirst du stets
Gott lassen mit dir walten.
Und dich am Anker des Gebets
mit festem Glauben halten.
Nimm die Geduld zur Arzenei,
Geduld! Doch auch getrost dabei:
Gott kann, Gott wird dir helfen.
10) Soll's aber sein, dass sich die Not
auf Erden nicht soll wenden,
wird doch gewiss ein sanfter Tod
das Elend selig enden.
So sei's, geduldig lebe noch,
geduldig stirb, und aber doch
dabei auch fröhlich, Amen!