1) Ach, mein Jesu, sieh, ich trete,
da der Tag nunmehr sich neigt,
und die Finsternis sich zeigt,
hin zu deinem Thron, und bete:
neige du zu deinem Sinn
auch mein Herz und Sinnen hin.
2) Meine Tage gehn geschwinde,
wie ein Pfeil zur Ewigkeit
und die allerlängste Zeit
geht vorbei als wie die Winde,
fließt dahin als wie ein Fluss
mit dem schnellsten Wasserguss.
3) Und, mein Jesu, sieh, ich Armer
nehme mich doch nicht in Acht,
dass ich dich bei Tag und Nacht
herzlich suchte, mein Erbarmer!
Mancher Tag geht so dahin,
da ich nicht recht wacker bin.
4) Ach, ich muss mich herzlich schämen,
du erhältst, du schützest mich
Tag und Nacht so gnädiglich,
und ich will mich nicht bequemen,
dass ich ohne Heuchelei
dir dafür recht dankbar sei.
5) Nun, ich komme mit Verlangen,
o, mein Herzensfreund, zu dir!
Neige du dein Licht zu mir,
da der Tag nunmehr vergangen.
Sei du selbst mein Sonnenlicht,
das durch alles Finstre bricht.
6) Lass mich meine Tage zählen,
die du mir noch gönnen wilt.
mein Herz sei mit dir erfüllt,
so wird mich nichts können quälen.
Denn wo du bist Tag und Licht,
schaden uns die Nächte nicht.
7) Nun, mein teurer Heiland, wache,
wache du in dieser Nacht,
schütze mich mit deiner Macht,
deine Liebe mich anlache.
Lass mich selbst auch wachsam sein,
ob ich gleich jetzt schlafe ein.
wilt = alte Form von "willst"