1) Ach, mein Gott, ich muss beklagen
meines Herzens Jammerstand!
Ach, wie bös' ist es bewandt,
es lässt ihm fast nichts mehr sagen,
täglich quillt aus ihm die Sünd',
und sich nie die Bessrung find.
2) Ach, ich sollte herzlich glauben,
was du sagst in deinem Wort,
das uns hilft zur Himmels-Pforte:
doch steht Glaub' auf schwachen Schrauben,
und mein Herz dem fester traut,
was auf Lügen ist gebaut.
3) Meine Hoffnung sollt ich setzen
bloß auf Christi Blut und Tod,
und wenn ich gleich käm in Not,
dennoch Menschenhilf' nichts schätzen.
Aber wenn mir's übel geht
mein Herz wankelmütig steht.
4) Gleichfalls sollt ich sonst nichts lieben,
als was Gott und Nächster heißt,
wie ein rechter Christ sich weist.
Aber ich werd' angetrieben
zu der Lieb' der Eitelkeit,
hieran hat mein Herz nur Freud'.
5) Darin sollt ich Ehre suchen,
wie ich Christi Jünger werd'
und mich kehrte von der Erd'.
Ach, ach, ich sollts verfluchen,
mein Herz ist von Ehren voll,
die man Hochmut nennen soll.
6) Wenn ich rechten Zorn wollt' zeigen,
müsst es über Sünde sein,
weil sie Jesu machet Pein.
Aber ich tu Drachen gleichen,
wenn mein Herz von dem entbrennt,
was man Eigensinn nur nennt.
7) Einen Geiz sollt ich wohl üben,
wo ein Schatz sich sammeln lässt,
dadurch unser Glaub' wird fest,
drum der Sprüchen Vorrat lieben.
Aber es ist Geiz nach Geld,
was dem Herz so wohl gefällt.
8) Fürchten sollt ich unsern Schöpfer,
weil er allgewaltig heißt,
und die Bösen ganz zerschmeißt,
gleich die Scherben tut der Töpfer.
Aber es ist Mensch und Welt,
was das Herz in Furchten hält.
9) Also sollt ich Tugend üben,
da ich voller Laster bin,
ach, wo will das immer hin?
Herz, wo wirst du hingetrieben?
Kennst du noch nicht deine Not?
Dieses ist der Weg zum Tod.
10) Jesu, du musst mich erretten,
gieß ins Herz von deinem Blut,
die die Sünde tilgen tut.
Brich entzwei des Teufels Ketten,
Jesu reiß mich selbst von mir,
Jesu nimm mich bald zu dir.