1) Ach, Jesus schläft, was hilft denn mir das Wachen?
Er schläft so sanft und fest,
als wüsst' er nicht, was meine Feind machen,
wie ihre Wut mich presst.
Der Wächter schläft, der Hüter schlummert ein,
mein Freund, mein Freund, ach kann,
ach kann das möglich sein?
2) Und doch ist's so! Die Augen sind geschlossen:
er hört und rührt sich nicht.
Schon viele Tag und Nächte sind verflossen,
noch kommt kein Hilfeslicht.
Der Sturm nimmt zu, mein Ende folget drauf.
Noch steht er nicht, noch nicht
von seinem Lager auf.
3) Ihr allesamt, die ihr vorübergehet,
hört, wie mein Herze klagt,
wie meine Seel' in ihren Ängsten flehet,
wie sie mit Tränen fragt:
ist das der Mann, der deiner Not vergisst,
dem Wind und Meer sofort
sofort gehorsam ist?
4) Doch gehet nur, mein Glaube kommet wieder,
ich trete, Herr, zu dir.
Ich werfe mich zu deinen Füßen nieder,
mein Schutz, vergönne mir,
dass Haupt und Hand auf deine Brust sich legt,
und forscht, ob sich dein Herz,
dein treues Herze regt?
5) O Seele, merk aus allen Gnadenzeichen:
es schlägt, und Jesus lebt.
Heiß allen Schmerz und deine Sorgen weichen.
Schau, wie dies Herz sich hebt!
kleingläubige, die Gottes Treue küsst,
was fehlt dir noch, dass du
dass du so furchtsam bist?
6) Er schläfet zwar, doch kannst du nicht verderben:
er ruhet neben dir.
Er wacht im Schlaf und lässt dich nicht ersterben:
er bleibet dein Panier.
er weiß bereits, - ist er schon itzo still -
wie, wann und wo er dich,
er dich erretten will.
7) Die Allmachtshand, die gleichsam eingewieget,
dringt bald erwacht herein.
Der starke Fuß, der wie gebunden lieget,
wird endlich mächtig sein,
und wider die zum Treten aufgebracht,
die seiner Stärk' und Kraft
und deiner Angst gelacht.
8) So schlafe denn, du meiner Seele Liebe!
Ja, schlafe, süßer Freund!
Nur schließ mich ein in deine Vater-Triebe
bis deine Stund' erscheint.
Mein Auge wird schon einst im Himmel sehn,
dass auch dein Schlaf zum Wohl,
zu meinem Wohl geschehn.