Zweifel bedeutet Stolz; Vertrauen ist Demut
C. H. Spurgeon:
Lasst mich das beweisen. Ein Vater hatte zwei Söhne, und eines Tages sagt er zu ihnen: "Ich habe die Absicht, euch beiden an dem und dem Tage das Geschenk zu machen, nach welchem ihr euch schon so lange gesehnt habt." Der ältere der beiden Brüder setzt sich hin und rechnet bei sich nach und findet, dass beide Geschenke dem Vater zu teuer zu stehen kommen. Er beginnt zu zweifeln, dass es seinem Vater möglich sein werde, es kaufen zu können. Er denkt auch daran, dass er seinen Vater oft gekränkt und seine Gebote übertreten hat und darum zweifelt er auch daran, dass er die Gabe jemals erhalten werde, denn er fühlt, dass er ihrer unwürdig ist. Er geht im Hause ohne rechtes Vertrauen und ohne jede Freude umher. Wenn jemand fragt, ob sein Vater ihm das Geschenk machen werde, dann sagt er: "Nun - ich hoffe - ich will es annehmen." Doch da ist der kleinere Bruder, welcher von dem Augenblick an, da er hört, dass er dies Geschenk erhalten soll, vor Freude in die Hände klatscht und zu seinen Spielkameraden läuft und zu ihnen sagt: "Ich bekomme nun bald dies und das von meinem Vater." Sein Bruder schüchtert ihn ein: "Du bist vermessen, das auszuspannen." "Nein," antwortet der Kleine; "Vater hat es gesagt, er will es uns geben." "O aber," sagt der andere wieder, "weißt du nicht, dass wir beide oft ungehorsam gewesen sind?" "Aber er hat gesagt, er will es uns geben!" "Ja, aber was er zu geben versprochen hat, ist sehr teuer." "Das mag sein; aber Vater hat gesagt, dass wir es haben sollen, und wenn du es mir nicht beweisen kannst, dass der Vater die Unwahrheit spricht, dann will ich mich darüber freuen, dass der Vater sein Versprechen halten wird."
Nun, ich denke, dass der jüngere der am wenigsten vermessene ist, denn es ist für ein Kind eine große Vermessenheit, die Wahrhaftigkeit seines Vaters anzuzweifeln. Ebenso ist es stets Stolz, Gottes Wort anzuzweifeln und dem Wort Gottes vertrauen ist die wahrste und ehrerbietigste Demut, wenngleich es dem fleischlichen Sinn, der die heilige Kühnheit des Glaubens nicht verstehen kann, wie Vermessenheit erscheinen mag.
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