Zwei Stäbe

Ein Vater hatte einen Sohn, der ihm durch seinen Eigensinn und Trotz viel Kummer und Sorge bereitete. Als er nun dem Sterben entgegenging, ließ er den Sohn an sein Bett kommen und überreichte ihm ein verschnürtes und versiegeltes Schächtelchen, das er mit den Worten begleitete: "Wenn du einmal im Leben nicht mehr weißt, wo aus und ein, so öffne dies Schächtelchen, und du wirst einen guten Rat darin finden." 
Später kam es wirklich einmal so, dass der Sohn keinen Ausweg mehr sah, und so suchte er das seltsame Erbstück hervor, und öffnete es. Was fand er darin? Zwei schmale Hölzchen; auf dem einen stand: "Gottes Wille", - auf dem andern: "Eigener Wille." Dabei lag ein Zettel mit den erklärenden Worten des Vaters: "Widereinander ein Kreuz, nebeneinander gerader Weg." Jetzt wusste er, woher sein Kreuz kam - von seinem Eigenwillen, der sich gegen den Willen Gottes auflehnte. 

Quelle: Er ist unser Leben: Beispiel- und Stoffsammlung für die Verkündigung, Martin Haug, 1941, Beispiel 700
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