Zu keiner Zeit ist der Christ frei von Anfechtung
Dante (1265-1321) stellte sich in seinem Hauptwerk, der "Divina Comme-dia", das Christenleben sinnbildlich als eine Reise vor, bei der ein Mann eine kurvenreiche Gebirgsstraße emporklettert. Am Anfang seiner Reise ist er ein junger Mann. Nach einem kurzen Aufstieg springt ein knurrender Wolf aus dem Gebüsch hervor und versucht, ihn in Stücke zu reißen. Für Dante ist dies der Wolf der Lust, der körperlichen Leidenschaft; er verkörpert die Hauptversuchung beim jungen Menschen.
Wie er höher klettert und in die Lebensmitte kommt, springt ihn ein riesiger Tiger an. Es ist der Tiger des Stolzes, und er verkörpert die große Versuchung im mittleren Alter - den Stolz auf die Stellung, den Namen und das gesellschaftliche Ansehen. Schließlich kommt im Alter in der Nähe des Gipfels ein großer Mähnenlöwe auf ihn zugesprungen. Das ist die große Versuchung im späteren Leben - Geld und finanzielle Absicherung.
Was Dante mit seiner Darstellung der drei Hauptversuchungen im Leben bezweckt, ist Folgendes: Zu keiner Zeit ist der Christ in seinem Glaubensleben frei von Anfechtung. Es gibt niemand, wie geistlich gereift er auch sein mag, der nicht in irgendeiner Weise angefochten ist.
(David Seamands)
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