Zeige mir doch die Wächter...

Der Missionar von Asselt der Rheinischen Mission wirkte zwanzig Jahre lang (1856-76) unter den Battas auf Sumatra. In den ersten zwei Jahren fühlte er sich unter diesem wilden Stamm oftmals wie von Mächten der Finsternis umgeben, so dass er nur durch ernstliches Gebet sich der lähmenden Angst erwehren konnte. Da kam eines Tags ein Batta zu ihm und sagte:
"Tuan (Lehrer), zeige mir doch die Wächter, die du nachts um dein Haus her stellst." 
Der Missionar versicherte ihn, dass er außer zwei jungen Dienern niemand im Hause habe. Da durchstöberte der Eingeborene mit ihm alle Winkel und Ecken des Hauses, konnte aber niemand entdecken. letzt machte er ihm Folgende merkwürdige Mitteilung: 
"Als du zuerst zu uns kamst, Tuan, waren wir sehr erzürnt auf dich und beschlossen, dich und deine Frau zu töten, wie wir es auch bei den beiden andern Missionaren gemacht hatten, die vor dir da waren. Wir zogen auch eine Nacht um die andere vor dein Haus; aber immer stand da eine doppelte Reihe von Wächtern mit blinkenden Waffen. So wagten wir nicht, dich anzugreifen. Da dingten wir einen Meuchelmörder; aber auch dieser kam wieder zurück und meldete: Nein, ich wage es nicht; da stehen zwei Reihen großer, starker Männer, ganz dicht nebeneinander, Schulter an Schulter.' So wagten wir uns nicht mehr an dein Haus heran. Aber du hast gewiss die Männer auch gesehen?" 
"Nein", sagte ihm der Missionar; "ich habe sie nicht gesehen; aber in meinem heiligen Buche steht, dass mein Gott die seinen vor ihren Feinden zu schützen weiß." (Vgl. dazu 2. Kön. 6,17.)

Quelle: Er ist unser Leben: Beispiel- und Stoffsammlung für die Verkündigung, Martin Haug, 1941, Beispiel 687
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