Wo bleibt die christliche Gemeinde?

Einem erklärten Gottesleugner, der nicht aus der Kirche ausgetreten war, aber das Christentum zeitlebens verspottet hatte und noch auf dem Sterbebett dem Pfarrer sagte, dass er den Glauben der Gemeinde nicht teile, wollten einige aus der Gemeinde die kirchliche Beerdigung verweigern. Der Pfarrer aber machte sie verstummen mit dem Satz: "Haben wir den Getauften siebzig Jahre lang getragen, so können wir ihn nun auch auf den Friedhof tragen." Man war gespannt, was der Pfarrer am Grabe sagen würde. Dieser legte der Versammlung die Frage vor, ob es eigentlich möglich sein dürfte, sich siebzig Jahre lang von einem Gemeindeleben fernzuhalten, das rechter Art sei. Nach seiner Meinung müsse das Leben einer wirklich christlichen Gemeinschaft eine solche Werbekraft besitzen, dass es einem Gliede derselben unmöglich sein müsste, sich innerlich von ihr zu scheiden. Wer also habe die Schuld? 
Aus: G. Flemmig, "Dorfgedanken."

Quelle: Er ist unser Leben: Beispiel- und Stoffsammlung für die Verkündigung, Martin Haug, 1941, Beispiel 1046
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