Wirf das Gold in den Staub!
Schon seit einigen Tagen befand sich die große Armee Napoleons auf dem Rückzug aus Moskau. Es war ein Alptraum, dieser Marsch durch das riesige Land. Zehntausende hatten das Leben verloren. Würden die zu Skeletten Abgemagerten, die sich noch vorwärts schleppen konnten, Frankreich je wiedersehen? Die Hoffnung allein trieb sie weiter... Aber die Kälte schloss ihre eisige, unbarmherzige Faust immer fester um die Überlebenden. Die Lage wurde so verzweifelt, dass der Befehl erging, die Beute - einige Kisten mit Gold - zurückzulassen. Sie waren so schwer, dass sie die, welche nach Hause strebten, am Vorwärtskommen hinderten.
Das war ein folgenschwerer Befehl. Kaum war die kostbare Last zur Plünderung freigegeben, so stürzten sich Männer, die seit Tagen kaum noch vorwärts kamen, auf das Gold, und luden sich ganze Barren auf. Die Folgen ließen nicht lange auf sich warten: die Unglücklichen fielen zu Boden und erhoben sich nicht mehr. Einige wenige Gescheite warfen das Gold in einen Graben und verdankten diesem Verzicht ihr Leben. Sofort aber ergriffen andere Soldaten den Schatz und kämpften sich mit ihm bis zur Erschöpfung ab. Ein Augenzeuge berichtete, ein einziger Barren habe mehr als dreißig Opfer gefordert...
Welch sprechendes Bild für viele Christen unserer Zeit, die sich aus dem Kampf des Glaubens zurückziehen!
Auf dem "Rückzug" kämpfen sie um ihre Stellung, ihre Familie, ihr tägliches Brot, ihre Zukunft. In den Lebenskampf verwickelt, lassen sie sich von trügerischen, vergänglichen Dingen einfangen. "Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und büßte seine Seele ein?"
Könnten doch die Christen ihre Niederlage im Kampf des Glaubens, ihren Rückzug vor einem Feind, der ja am Kreuz besiegt wurde, eingestehen! Würfen sie, wie jene Soldaten, "ihr Gold in den Staub", damit der "Allmächtige ihr Gold" werde! Wie vieles könnte sich dann ändern, wie viel unbeschwerter und siegreicher wäre ihr Leben!
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