Wir brauchen Gott keine Ratschläge zu geben

Im fernen Süden hatten zwei Mönche je einen Ölbaum gepflanzt.
"Herr", bat der eine, "sende einen erquickenden Regen, damit mein Bäumchen Wurzeln fassen kann!" Der Herr erhörte diese Bitte. "Nun bedarf es der Sonne", sagte der Mönch. "O Herr, lass den Himmel sich klären!" Die Sonne kam und erwärmte die feuchte Erde. "Wenn jetzt der Frost kommen möchte", dachte der Mönch eines Tages, "damit die Rinde erstarke!" Er kam und legte einen silbernen Reif auf das Bäumchen. Da ging es ein.
Traurig klagte der Klosterbruder das dem anderen Mönch: "Dein Baum steht frisch und blühend, aber meiner ist eingegangen, trotz allem, was ich getan habe!"
Der aber erwiderte: "Ich habe mein Bäumchen ganz in Gottes Hand gestellt, denn ich dachte mir: Er, der die Bäume erschaffen hat, muss am besten wissen, was sie bedürfen. So habe ich Gott keinen Rat erteilt und keine Bedingungen gestellt, sondern habe den Baum gepflegt und gebetet: ,Vater, nimm dich seiner an!'"

Quelle: Hört ein Gleichnis, Heinz Schäfer, Beispiel 351
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