Wie viele Dinge gibt es doch, die ich nicht brauche!

Sokrates (469-399 v. Chr.) befand sich einst mit einer Gruppe von Schülern in Piräus, der geschäftigen Hafenstadt von Athen. Dort sahen sie zu, wie ungeheure Mengen der verschiedensten Waren, die die Schiffe herbeigebracht hatten, verladen und weitertransportiert wurden, um dann in der Stadt den kauflustigen und anspruchsvollen Bürgern angeboten zu werden. Nachdem sie eine Weile dem lebhaften Treiben zugesehen hatten, strich sich Sokrates vergnüglich mit der Hand den langen Bart und sagte zu seinen Schülern: "Wie viele Dinge gibt es doch auf unserer Welt, die ich nicht brauche!"
Dieser Ausspruch des Sokrates zeigt gewiss eine gesunde Einstellung und verrät große Weisheit. Wird dieser Satz in unseren Tagen ausgesprochen, dann ist sein Wert noch höher zu veranschlagen; denn heute, bald 2500 Jahre nach Sokrates, ist das Angebot an Gütern und Dienstleistungen aller Art unvergleichlich reichhaltiger als zur Zeit der alten Griechen. Die meisten Menschen meinen heute, möglichst viele Dinge haben zu müssen. Und so ist ihr ganzes Leben und Streben darauf ausgerichtet, viel zu verdienen und vieles anzuschaffen und sich all das zu leisten, von dem sie meinen, dass sie es brauchen. Aber das Glück und den Frieden des Herzens kann man damit nicht erwerben.

Quelle: Mach ein Fenster dran, Heinz Schäfer, Beispiel 755
© Alle Rechte vorbehalten