Wie Kinder mit Geld umgehen können
Wie Kinder, die dem Heiland dienen wollen, mit ihrem Taschengeld umgehen müssen, dass will ich euch an dem Beispiel zweier Kinder zeigen. Zunächst denke ich an Emilie. Alle hatten sie gern, denn sie war stets darauf bedacht, anderen eine Freude zu machen. Eines Tages sagte ihr Vater zu ihren Geschwistern: "Heute fahre ich zur Stadt und da kann ich sechs von euch mitnehmen. Gerne nähme ich euch alle acht mit, aber zwei von euch muss ich zu Hause lassen. Nicht wahr, Emilie, du bleibst daheim und hilfst dem Mädchen, nach unserem kleinen Hans zu sehen. Aber hier hast du 50 Pfennige und dafür darfst du dir als Entschädigung kaufen, was du willst." Emilie wäre gar zu gern mit den anderen zur Stadt gefahren und sie war recht enttäuscht, dass sie daheim bleiben musste. Aber das konnte man ihr nur im aller ersten Augenblick ansehen, dann sah man sie mit einem fröhlichen Gesicht herumlaufen und ihren Brüdern und Schwestern helfen, fertig zu werden. Als die frohe Schar später abfuhr, stand sie an der Haustür und winkte ihnen so lange mit dem Taschentuch nach, wie sie ihre Lieben sehen konnte.
Als der Wagen um die Ecke gebogen war, ging sie ins Haus und begann nun zu überlegen, wie sie ihr Geld am besten verwenden könne. Sie entschied sich folgendermaßen: Für zehn Pfennige kaufte sie ein Sonntagsschulliederbuch und dieses verschenkte sie an einen Knaben, der immer so lieb war zu einem kranken Kind. Zehn Pfennige bekam der kleine, kranke Junge selbst. Zehn Pfennige steckte sie in die Missionsspardose und für die letzten zwanzig Pfennige kaufte sie Spielsachen. Ein kleines Spielzeug brachte sie einem noch ganz kleinen Nachbarskind, das sie so lieb hatte, und mit dem anderen machte sie dem Hans, ihrem kleinen Brüderchen, eine große Freude. So hatte sie denn alles Geld ausgegeben und für sich nichts behalten - als ein fröhliches Herz!
Der andere, von dem ich euch erzählen will, ist Edwin. Er war Lehrling in einem Kaufmannsgeschäft und hatte nicht viel Geld; und doch hatte er nicht wenig in seiner Missionsbüchse. Ich konnte mir gar nicht denken, dass er so viel Geld für die Mission übrig habe. Dann aber hat er mir verraten, wie er es macht. Er und einige andere Lehrlinge pflegten in einer Speisehalle zusammen Mittag zu essen. Sie bekamen ein einfaches, aber kräftiges Mahl. Da Edwin nun gern etwas Süßes aß, so hatte er sich jedes Mal zum Nachtisch etwa eine Apfelsine, ein Stück Schokolade oder etwas Kuchen gekauft. Da er nicht, wie die anderen Knaben, rauchte, so hielt er diesen Genuss nicht für eine Verschwendung. Eines Tages aber besuchte er eine Missionsversammlung und hörte, dass die Mission viel Geld brauche, um Missionare zu den Heiden zu senden und dort Schulen und Kirchen zu erbauen. Edwin ward sehr bekümmert, dass er nur so sehr wenig zu geben habe, um so mehr, weil er ein Knabe war, der gut wusste, wie viel Jesus einst um seinetwillen aufgegeben hatte. Abends konnte er nicht schlafen, und als er sich so in seinem Bette wälzte, da kamen ihm die Süßigkeiten in den Sinn, die er so gern genoss und er beschloss, von jetzt ab nicht mehr zu naschen, sondern täglich das dadurch ersparte Geld in die Missionsbüchse zu tun. Das brachte in der Woche dreißig bis vierzig Pfennige. Zuerst, sagte Edwin, haben ihm die Süßigkeiten gefehlt, bald aber hat er nach dem Essen gar nicht mehr das Verlangen nach diesen schönen Sachen gehabt. Und meint ihr nicht, liebe Kinder, dass der Heiland auch ihm ein fröhliches Herz geschenkt hat und es ihm an Freuden mancherlei Art nicht hat fehlen lassen?
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