Wie eine Mutter

In einer alten Geschichte aus dem Norden wird von einer Mutter erzählt, deren Sohn auf See gegangen war. Er war verschollen und hatte der Mutter nie mehr auf ihre Briefe geantwortet. Aber, obwohl die Mutter zehn Jahre nichts mehr von ihm wusste, wartete sie doch, Nacht für Nacht, auf seine Heimkehr. Sie machte alles bereit, das Bett und die Scheite im Ofen, dass er sich wärmen könnte, wenn er durchnäßt zurückkehren sollte; und sie stellte in dem kleinen Häuschen am Strand, wo sie wohnte, jede Nacht ein Lämpchen ans Fenster, dass er den Weg finden sollte, wenn er in dunkler Sturmnacht käme, und dass er gleich merken sollte: Ich werde erwartet. Wir mögen noch so weit von Gott abgekommen sein und Gottes Einladung jahrelang unbeantwortet gelassen haben... solange die Gnadenzeit währt, brennt auch für uns Nacht für Nacht das Licht am Strand der Heimat, das Licht, das uns sagt: Du bist erwartet; es ist alles bereit! Wie du bist, so darfst du kommen.

Quelle: Er ist unser Leben: Beispiel- und Stoffsammlung für die Verkündigung, Martin Haug, 1941, Beispiel 1636
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