Wie du gibst - so bekommst du!

Ein Bettler ging in einem Dorf von Haus zu Haus, von Tür zu Tür. Überall sagte er seine Bitte mit flehenden Worten. Überall bekam er auch eine Gabe. Hier Brot, dort Fleisch, von jenem Korn und von dieser Fett. In seinem Sack lagen allerlei gute Sachen, plötzlich erschien in der Ferne ein prächtiger Wagen. Darinnen saß der König. "Ei", dachte der Bettler, "ich will hinzugehen und meine Bitte rufen. Dann bekomme ich gewiss etwas recht schönes und Wertvolles." Wirklich hielt der prächtige Wagen, als der Bettler herzutrat. Aber noch ehe er sein Sprüchlein sagen konnte. streckte schon der König seine Hand aus und fragte ernst: "Was hast du mir zu geben?" Verwirrt, erschrocken stand der Bettler da. Nun sollte er gar etwas geben, er, der Arme, der sich mühsam ein wenig zusammengebettelt hatte! Aber des Königs Hand war ausgestreckt. Da griff er in seinen Sack und nahm- ein einziges, winziges Korn heraus. Das legte er in die Königshand. Musste er schon etwas geben, so sollte es wenigstens nicht zuviel sein. Abends schüttelte er in seiner Hütte seinen Sack aus. Was war das? Zwischen den Körnern lag ein funkelndes Körnlein, das war aus purem Golde!
Der König hatte des Bettlers Gabe in Gold verwandelt. Da stand der Mann und starrte auf das goldene Korn und rief: "O ich törichter, verblendeter Mensch, warum habe ich dem König nicht alles gegeben!" - Dieses Märchen macht uns sehr anschaulich, was Jesus in Lukas 6 Vers 38 sagt.

Quelle: Er ist unser Leben: Beispiel- und Stoffsammlung für die Verkündigung, Martin Haug, 1941, Beispiel 924
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