Wesley bittet seinen Diener um Verzeihung

Joseph Bradford, der Diener Wesleys, wäre für seinen Herrn durchs Feuer gegangen; wenn man ihn jedoch nicht ganz freundlich behandelte, wurde er leicht störrisch. Eines Tages sagte Wesley zu ihm:
"Joseph, trage diese Briefe zur Post!"
"Ja gleich, Herr, nach der Predigt will ich sie hintragen."
"Trage sie jetzt hin, Joseph."
"Nein, Herr, ich will Euch erst predigen hören, und nach der Predigt ist's Zeit genug auf die Post."
"Ich verlange aber, dass du gehst, Joseph!"
"Aber ich will jetzt nicht."
"So, du willst nicht?"
"Nein, Herr."
"Dann sind wir geschiedene Leute, Joseph."
"Ganz recht, Herr."
Darüber wurde es Abend und wieder Morgen. Da beide früh aufzustehen pflegten, so war es kaum vier Uhr vorbei, als das gestrige Gespräch wieder aufgenommen wurde.
Wesley fragte: "Hast du überlegt, was ich gestern zu dir gesagt habe, dass wir uns trennen müssen, Joseph?"
"Ja, Herr."
"Und du willst mich nicht um Verzeihung bitten?"
"Nein, Herr."
"Nicht?  -  Weißt du, dann will ich dich um Verzeihung bitten", und damit reichte Wesley ihm die Hand.
Da war Joseph geschlagen. Er brach in lautes Schluchzen aus, bat um Verzeihung und blieb noch viele Jahre treu im Dienst seines Herrn.

Quelle: Hört ein Gleichnis, Heinz Schäfer, Beispiel 418
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