Werden nur Selbstmörder aus Gnaden gerettet?

Im Katholizismus muss jeder Mensch selbst im Gericht vor Gott stehen und des ewigen Lebens für würdig befunden werden. Der Eintritt in den Himmel ist eine Belohnung, die man verdienen muss. Das wird in der Begräbnisliturgie ausgedrückt. Zum Beispiel gibt es eine Auswahl von 47 Gebeten, die man bei der Beerdigung im Ritual auf die entsprechenden Umstände des Verstorbenen zuschneiden kann. Hier gibt es Gebete für jemanden, der nach einer langen Krankheit gestorben ist oder für jemanden, der unerwartet gestorben ist, für einen älteren oder jungen Menschen, für ein getauftes Kind und für ein Kind, das vor der Taufe gestorben ist. Der Pfarrer wählt das Gebet aus, das am besten passt. 

Wir wollen den Verstorbenen Johannes nennen. Wenn der Verstorbene ein katholischer Priester war, muss der Pfarrer, der das Begräbnis leitet, laut der Liturgie beten: "Herr Gott, du hast unseren Bruder Johannes dafür ausersehen, deinem Volk als Priester zu dienen und Freuden und Nöte seines (des Volkes) Lebens mit zu tragen. Schaue barmherzig auf ihn und gib ihm die Belohnung für seine Mühen, die Fülle des Lebens, die jenen versprochen ist, die dein heiliges Evangelium verkünden. Wir bitten dies durch Christus, unseren Herrn. Amen." (aus dem Englischen übersetzt) In diesem Gebet wird Gott gebeten, dem verstorbenen Priester das zu geben, was er sich verdient hat: "Die Belohnung für seine Mühen." Die Vergeltung soll "die Fülle des Lebens" sein. Sollte der Verstorbene noch würdiger sein, zum Beispiel ein Bischof, dann muss der Pfarrer so beten: "Allmächtiger und barmherziger Gott, ewiger Hirte deines Volkes, erhöre unsere Gebete und gewähre, dass dein Diener Johannes, unser Bischof, dem du die Sorge für diese Kirche übertragen hast, in die Freude seines ewigen Meisters eingehen kann, um dort die reiche Belohnung für seine Mühen zu empfangen. Wir bitten dies durch Christus, unseren Herrn. Amen." (aus dem Englischen übersetzt). Dies ist ein weiteres Gebet mit "gib ihm, was er verdient." Gott wird gebeten, dem verstorbenen Bischof den Eintritt in den Himmel als Folge "seiner Mühen" zu gewähren. Ein ähnliches Gebet findet sich im Begräbnisritual für einen Papst: "Gott, von dem die Gerechten eine unerschöpfliche Belohnung bekommen, gewähre, dass dein Diener Johannes, unser Papst, den du zum Stellvertreter des Petrus und zum Hirten deiner Kirche gemacht hast, sich auf ewig des Anblicks deiner Herrlichkeit erfreuen kann, weil er hier auf Erden ein treuer Verwalter der Geheimnisse deiner Vergebung und Gnade war. Wir bitten dies durch Christus, unseren Herrn. Amen." (aus dem Englischen übersetzt) In diesem Gebet wird Gott gebeten, den abgeschiedenen Papst mit der immer währenden Freude "des Anblicks deiner Herrlichkeit" zu belohnen. Der Papst sollte dieses Privileg erhalten, weil er "hier auf Erden ein treuer Verwalter" war. 

Man könnte sich fragen, was die Verfasser der Liturgie machen würden, wenn sie für einen verstorbenen Katholiken, der als armer verlorener Sünder ohne eigene Verdienste bekannt war, ein Gebet formulieren sollten. Die Begräbnisliturgie sieht tatsächlich so ein Gebet vor, das Gebet Nummer 44. Es ist für einen Menschen bestimmt, der Selbstmord begangen hat. Die Kirche betrachtet Selbstmord als eine schwer wiegende Sünde, möglicherweise als eine Todsünde, die ewige Strafe zur Folge hat. Im Kodex des kanonischen Rechts, das bis 1983 gültig war, wurde einem Katholiken, der Selbstmord begangen hatte, ein kirchliches Begräbnis verwehrt. Danach hat die Kirche einen mitfühlenderen Standpunkt eingenommen und hat den Bann aufgehoben. Trotzdem erklärt die Kirche in der Formulierung eines Gebets für denjenigen, der sich das Leben genommen hat, dass der Tote nur eine einzige Hoffnung der Errettung hat. Und was könnte das sein? "Gott, der du die Seelen liebst, du hältst alles wert, was du geschaffen hast und verschonst alle Dinge, weil sie dein sind. Schau gnädig auf deinen Diener Johannes und vergib seine Sünden und Verfehlungen durch das Blut des Kreuzes." (aus dem Englischen übersetzt) - Erstaunlich! Das Gebet Nr. 44 enthält keinen Anspruch, dass der Verstorbene verdient, in den Himmel zu kommen oder wegen eigener Verdienste ein Anrecht aufs ewige Leben hat. Offensichtlich bemerkt selbst Rom, dass die einzige Hoffnung zur Errettung für einen wirklichen Sünder das Vertrauen auf Christi Blut ist, die biblische Grundlage der Errettung. In der Liturgie jedoch ist das Gebet Nr. 44 die Ausnahme, nicht die Regel, denn Rom erkennt nicht, dass wir alle verlorene Sünder sind, die auf Christus vertrauen müssen, wenn wir errettet werden wollen, und zwar auf ihn allein.  

Quelle: Unbekannt
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