Wer viel von Gott erwartet, ehrt ihn

Alexander der Große hatte an seinem Hof einen berühmten Philosophen, der selbst völlig mittellos war. Eines Tages befand sich der Gelehrte finanziell in einer besonderen Notlage. An wen sollte er sich sonst wenden, als an seinen Gönner, den Herrscher der damaligen Welt? Kaum hatte er die Bitte ausgesprochen, als sie ihm schon gewährt war. Alexander gab ihm eine schriftliche Vollmacht, sich jeden gewünschten Betrag aus der Schatzkammer auszahlen zu lassen.
Sogleich verlangte er im Namen seines Herrschers 10.000 Pfund. Bestürzt über eine so große Forderung, weigerte sich der Schatzmeister, das Geld auszuzahlen. Er wartete erst auf seinen Herrn und legte ihm die Angelegenheit vor. Er äußerte, ihm erscheine dieses Ansinnen unvernünftig und die Summe ungeheuerlich.
Geduldig hörte sich Alexander den Einspruch seines Beamten an, gab dann aber zur Antwort: "Lass das Geld sofort auszahlen; ich freue mich, dass der Mann so hoch von mir denkt; damit hat er mir eine Ehrung zuteil werden lassen. Die Höhe seines Gesuches zeigt, wie hoch er mich einschätzt, sowohl im Blick auf meinen Reichtum als auch auf meine königliche Freigebigkeit."
In gleicher Weise wollen auch wir die wunderbare Liebe und Freundlichkeit Gottes, unseres Herrn, ehren, die Paulus im Römerbrief mit den Worten zum Ausdruck gebracht hat: "... welcher auch seines eigenen Sohnes nicht hat verschont, sondern hat ihn für uns alle dahingegeben; wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken?" (Rö. 8, 32).

Quelle: Mach ein Fenster dran, Heinz Schäfer, Beispiel 795
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