Wenn einem Achtjährigen die Taschen geleert werden
Was hat man doch als Kind an Schätzen besessen! Man schaue sich nur die Hosentaschen eines achtjährigen Buben an. Ich weiß noch genau, wie die meinigen damals eines Abends ausgeräumt wurden; ein Stück Kupferdraht, ein glatt geschliffener Stein, ein aus Rinde halbfertig geschnitztes Schifflein. Alles Dinge, die mir hoch wert waren und von den Eltern doch nur als Plunder taxiert wurden, der die Hosentaschen zerreißt, besonders der so wertvolle Kupferdraht! Das gab Tränen, als die Mutter mit dem Aufräumen begann und ihr Wertmaßstab ins Kinderherz schnitt. Später korrigiert man ja dann selber fortgesetzt den Wert der Güter, an denen unser Herz hängt, und bleibt doch mit allen Fasern ein Mensch, der "Schätze sammelt, die der Rost und die Motten fressen".
Wir tun gar oft wie Achtjährige, denen die Mutter die Hosentaschen ausräumt, wenn uns Gott einmal Werte nimmt, an denen unser Herz hängt. Wir erkennen zunächst in Riesengröße nur den Verlust. Wir müssen es aber lernen, oft geht es ganz langsam, zu erkennen, was Gott uns geben will an Stelle dessen, was er uns genommen hat. Ist denn unsere Gottesvorstellung so kläglich heidnisch, dass wir, abergläubisch, wie die Heiden, die keine Hoffnung haben, nur "den Neid der Götter" kennen, also glauben, Gott habe Freude und ein Interesse, uns Dinge zu zerschlagen und zu nehmen, um uns arm zu machen und zu lassen? Hat er uns nicht durch seinen Sohn, Jesus Christus, von "Leben und vollem Genüge" gesprochen? Wohlverstanden, wir denken nicht einmal an die gewaltigen, rätselvollen Führungen, die uns treffen können; wir denken an den Kleinkram des Alltags, an Flitter und Tand, der unsere Augen glänzen macht, ohne uns etwas zu geben.
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