Wenn die Kirche hinter ihrer Zeit herläuft
Kurt Tucholsky (1890-1935) hat einmal etwas bissig über die Kirche geschrieben, dass sie ständig hinter den Themen der Zeit herliefe, wie ein Hund hinter einem Stück Fleisch: "Was an der Haltung der Kirche auffällt, ist ihre heraushängende Zunge. Atemlos japsend läuft sie hinter ihrer Zeit her. Sagt die Welt: 'Jugendbewegung!', ruft die Kirche: 'Wir auch!' - 'Sozialismus!' - 'Wir auch!' - 'Sport!' - 'Wir auch!' Diese Kirche schafft nichts. Sie wandelt das von andern Geschaffene in Elemente um, die ihr nutzbar sein können."
Eine vollmachtslose Kirche hat immer große Angst, den Anschluss zur Welt zu verlieren. Deshalb wird sie, wie Tucholsky sarkastisch bemerkte, wie ein hechelnder Hund hinter der Welt herrennen und bald zum Gespött der Welt werden.
(Klaus Vollmer)
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